Auf Klassenfahrt in der DDR

In den 1980er-Jahren besuchten immer mehr Schulklassen aus der Bundesrepublik Deutschland die DDR. Willi Eisele war Lehrer in Bayern und organisierte Lehrerexkursionen und Klassenfahrten in die DDR. In einem Interview berichtet er, wie die Reisen verliefen und stellt sich darüber hinaus für Zeitzeugengespräche im Unterricht zur Verfügung.

Zeitzeugengespräch mit Willi Eisele

Willi Eisele führte seit 1973 Schülerfahrten und Fachexkursionen für Lehrkräfte in die DDR, nach Polen und in die Sowjetunion durch. Von seinen Erfahrungen hatte er dem Gesamtdeutschen Institut in Bonn zu referieren. Das Ministerium für Staatssicherheit nahm ihn deshalb als "Multiplikator des organisierten Polittourismus" ins Visier. 1987 erhielt er ein Einreiseverbot für zwölf Jahre. Es wurde durch einen "Entscheid durch den Genossen Minister (Mielke)" gegenüber der Bayerischen Staatskanzlei wieder aufgehoben. Gleichzeitig wurden jedoch die Instruktionen für die Observation mit unmittelbarer Berichtspflicht deutlich verschärft. Nach seiner Zeit als Lehrer und Schulleiter nahm er das erste Mal Einsicht in seine MfS-Akte und berichtet heute als Zeitzeuge von seinen Erfahrungen.

Interview mit Willi Eisele

Welche Vorstellungen hatten Sie von den Fahrten und welche Ziele verfolgte das Gesamtdeutsche Institut? Wie haben die Jugendlichen die DDR wahrgenommen, war die Beobachtung durch die Stasi zu merken? Der Zeitzeuge Willi Eisele beantwortete die Fragen von Helen Stoeßel, Praktikantin in der Bundesstiftung Aufarbeitung. Das Interview steht hier zur Verfügung.

Dokumentarfilm "Ansichtssache – Eine Klassenreise in die DDR"

Der Film begleitet eine Schülergruppe eines Gymnasiums in Heppenheim auf ihrer Klassenfahrt in die DDR. Kritisch, aufgeschlossen und skeptisch wird die Reise begonnen. Die erste Begegnung mit den Referenten und den ausgewählten Jugendlichen ist eine Enttäuschung. Doch die Gruppe sucht Kontakt auf der Straße, stellt Fragen, tastet sich an die Bevölkerung heran. Stationen der Reise sind Weimar, Potsdam, Ost-Berlin und die Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen. Die Gemeinsamkeiten deutscher Geschichte, der Alltag in der DDR, Wiederaufbau, Umweltschutz, Tourismus, Versorgung und vieles mehr sind die Themen, die erkundet werden. "Es ist alles anders, als ich erwartet habe", sagt eine Schülerin.

1988, 57 Minuten
Regie: Heike Mundzeck, Produktion: Allcom Film, AV