Je größer im Verlauf der Jahre die Kluft zwischen sozialistischer Propaganda und der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen wurde, desto offener sagten sich immer mehr junge Leute von der staatlichen Bevormundung los. Der Eingriff in den Alltag und die für jeden Staatsbürger der DDR scheinbar vorgefertigte "Normalbiografie" ließ viele Jugendliche zurückschrecken. Sie suchten nach Freiräumen und alternativen Ausdrucksformen. Es bildeten sich verschiedene Gruppierungen heraus. So unterschiedlich sie waren, so sehr einte sie die Ablehnung der staatlich verordneten sozialistischen Gesellschaft als "spießbürgerlich".
Anfang der 1960er-Jahre gelangte die Beat-Musik aus England und den USA in die DDR. Die Fans waren oft unpolitisch, sie standen für persönliche Unabhängigkeit und für Zwanglosigkeit im Alltag. Ihre Sympathie mit der Musik und dem Westen drückten sie mit langen Haaren, Jeans und Miniröcken aus. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) reagierte darauf mit Verboten von Bands, Schallplatten und mit Schulverweisen. Nach der Verhaftung von mehr als 250 Beat-Fans 1965 zogen diese sich aus dem öffentlichen Raum zurück. An versteckten Treffpunkten spielten Bands die Hits der Originale oder eigene Stücke.
Eine offene politische Opposition war aufgrund der Verfolgung systemkritischer Jugendlicher kaum möglich. Jugendliche, die sich dennoch widersetzen wollten, schlossen sich zunehmend illegalen und konspirativ arbeitenden Gruppen an. So entstanden Ende der 1970er-Jahre Kultur-, Friedens-, Menschenrechts- und Umweltgruppen. Die evangelische Kirche wurde für viele unangepasste Jugendliche zur Nische und entwickelte sich zu einem Sammelbecken für kritische oder staatsfeindlich denkende Menschen.
Anfang der 1980er-Jahre erreichte die Punk-Bewegung die DDR. Die Jugendlichen demonstrierten ihre grundlegende Verweigerung öffentlich und fielen auf: mit gefärbten Haaren, anarchistischen Sprüchen und provokanter Musik. Der SED galten sie als "dekadent" und "asozial". Das MfS reagierte mit Hausdurchsuchungen, dem Abrasieren der gefärbten Haare und mit Gefängnisstrafen. Viele Punkbands wurden aufgelöst und die Musiker verhaftet. Einige von ihnen fanden bei den Kirchen Auftrittsmöglichkeiten.
Unter den Skinhead-Gruppen sammelten sich rechtsexteme sowie unpolitische Skins und Hooligans. 1987 kam es zu einem weit über die Grenzen der DDR bekannt gewordenen Zusammenstoß von rechtsextremen Skins mit Punks und Bluesern: Als die West-Berliner Band "Element of Crime" und die Ost-Berliner Untergrundband "Die Firma" in der Zionskirche in Berlin-Mitte spielten, überfiel eine Gruppe von Skinheads die Musikfans. Die SED leugnete die Existenz von Rechtsextremen in der DDR und versuchte vergeblich, den Überfall zu verschweigen.
Zunehmend verlor die SED ihre Einflussmöglichkeiten und die Kontrolle über einen großen Teil der Jugend in der DDR. Die Versuche der Überwachung und Zersetzung liefen immer öfter ins Leere. Stattdessen sollten Teile der Subkulturen in die offizielle Jugendkultur integriert werden. Einige Punk-Bands durften offiziell als "die anderen Bands" auftreten. Zurückgewinnen konnte die SED die jungen Bürger dadurch nicht.