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Deutsche im GULag

GULag ist eine russische Abkürzung für "Glawnoje uprawlenije isprawitelno-trudowych lagerej i kolonij" und bedeutet "Hauptverwaltung der Besserungsarbeitslager". Der Schriftsteller Alexander Solschenizyn veröffentlichte Ende der 1960er-Jahre den Samisdat-Bestseller "Der Archipel Gulag". Mit seinen Beschreibungen des  stalinistischen Justiz- und Lagerwesens etablierte er das Wort GULag als Begriff für das gesamte sowjetische Repressionssystem, das Ende der 1920er-Jahre errichtet wurde.

Es bestand aus Lagern und Gefängnissen für Häftlinge, die unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten. Anfang der 1950er-Jahre gab es mehr als 200 jeweils weitverzweigte Lagerkomplexe.  Von Mitte der 1920er- bis Mitte der 1950er-Jahre wurden in diese Lager ca. 20 Millionen Menschen deportiert. Die Zahl der Todesopfer ist unklar. Viele starben bereits während der Deportation, überlebten die Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Lagern nicht oder wurden hingerichtet. Mithilfe dieser Verbannungsorte wurden vermeintliche politische Gegner unterdrückt, medizinische Experimente mit Menschen durchgeführt und später Kriegsgefangene inhaftiert. Unter ihnen waren auch tausende Deutsche, denen nationalsozialistische oder antikommunistische Ansichten und Handlungen vorgeworfen wurden. Aber auch deutsche Exilanten, die einst vor Hitler geflohen waren, wurden teilweise zu zehn bis fünfzehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Etwa 50.000 Deutsche schufteten allein im Lagerkomplex Workuta. Das Bild der Lagerzusammensetzung änderte sich im Laufe des Zweiten Weltkriegs und der folgenden Zeit. Unabhängig von Alter, Geschlecht oder Beruf wurden Menschen – vornehmlich Kriegsgefangene und vermeintliche Oppositionelle – in die verschiedenen Lager verschleppt. Auch Jugendliche und sehr alte Menschen wurden zur Arbeit in den Kupferbergwerken im Süden Kasachstans oder den Kohleschächten von Workuta, nördlich des Polarkreises, gezwungen.