Zeitzeugenberichte zum Themendossier
Deutsche im GULag

Autobiografische Aufzeichnungen von Wilhelm Sprick

Wilhelm Sprick wurde im September 1945 vom NKWD verhaftet und in die NKWD-Keller in Waren und Röbel sowie in den "Justizpalast" am Schweriner Demmlerplatz gebracht. Bei einem ersten Tribunal konnte ihm nichts nachgewiesen werden. Im August 1946 wurde er in einem zweiten Tribunal wegen Beleidigung und Verleumdung Stalins zu einer hohen Haftstrafe verurteilt und nach Torgau, Sachsenhausen, Luckau und Bautzen verschleppt.

Am 6. Oktober 1950 wurde Wilhelm Sprick aus der Haft entlassen. Sein Kunststudium durfte er nicht beenden, ein Berufsverbot behinderte sein Arbeiten. 1991 stellte Sprick erstmals aus.

600 Skizzen und Bilder, die Wilhelm Sprick in Haft anfertigte, finden Sie hier:

Als 10-Jährige in sowjetischen Straflagern

Anna Karlowna-Lengenfelder kam mit zehn Jahren in sowjetische Straflager. Zwölf Jahre musste die Tochter einer Russin und eines Bayern in der Verbannung durchleben. Ihr Vater war als Ingenieur in die Sowjetunion ausgewandert und weigerte sich, Sowjetbürger oder Kommunist zu werden.
Im Film von Ralph-Jürgen Schoenheinz und Galina Kirsunova berichtet sie von ihren Erfahrungen.

Archiv mit etwa 300 Zeitzeugeninterviews

In den vergangenen Jahrzehnten hat der Historiker Dr. Meinhard Stark etwa 300 ehemalige Lagerhäftlinge bzw. ihre Kinder in Russland, Polen, Kasachstan, Litauen und Deutschland interviewt. Im Rahmen eines von der Bundesstiftung Aufarbeitung geförderten Kooperationsprojektes mit der Abteilung für Osteuropäische Geschichte der Universität Bonn sind diese Gespräche im Jahr 2013 vollständig digitalisiert und dem Archiv der Stiftung zur Verfügung gestellt worden. Die mehr als 1.200 Stunden Audio- und Videomaterial bilden den Basisbestand des neu begründeten Gulag-Archivs in der Bundesstiftung Aufarbeitung und können vor Ort in einer Datenbank recherchiert werden.

Gerd Utech hat seine Erinnerungen aufgeschrieben

Gerd Utech bekam 1951 Kontakt zu einer Widerstandsgruppe aus Werder/Havel, die bereits von der Stasi unterwandert war. Dies führte zu seiner Verhaftung und zur Verurteilung durch ein Sowjetisches Militärtribunal. In seiner Aufzeichnung berichtet er von den Jahren in Potsdam und der Haft in Sibirien 1945-1955. Erschienen in der Schriftenreihe des Berliner Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Band 17, 2. Auflage, 2008.

Veranstaltungsmitschnitt: Zum Leben Erwin Jöris (1912-2013)

Buchpräsentation "Deine Schnauze wird dir in Sibirien zufrieren" von Dr. Andreas Petersen 2012 in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur: Petersen hat in diesem Buch das Leben des hundertjährigen Erwin Jöris in die Zeit eingebettet, die Interviews in den Archiven von Berlin, Moskau bis Swerdlowsk nachrecherchiert, Weggefährten befragt und diesen Lebensstoff mit der neueren Forschungsliteratur gegengelesen.

Als Zeitzeuge, Idealist und politischer Akteur schildert Erwin Jöris (1912-2013) sein Jahrhundert zwischen Weltrevolution, Illegalität, Krieg, Utopie und Enttäuschung. Ein Leben immer mitten in den politischen Brennpunkten: in den Straßenschlachten der untergehenden Weimarer Republik, im Widerstand gegen Hitler, als Konzentrationslager-Häftling, in der sowjetischen Aufbau-Euphorie und im Großen Terror Stalins, ausgeliefert von der Lubjanka an die Gestapo, als Wehrmachtssoldat vor Moskau und in russischer Kriegsgefangenschaft, im Ruinen-Berlin mit früher DDR-Hoffnung und einem NKWD-Urteil: 25 Jahre GULag im ewigen Eis.