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Rezension zur Ausstellung „Flucht im geteilten Deutschland“

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Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde ist das zentrale Museum in Deutschland zum Thema Flucht und Ausreise aus der DDR. Am historischen Ort erinnert heute eine Ausstellung an Ursachen, Verlauf und Folgen der deutsch-deutschen Fluchtbewegung.

Die Ausstellung bietet dem Besucher eine anschauliche Einführung zum Thema Fluchtbewegung in der DDR. Anhand einer Bildstrecke werden im ersten Raum prominente Flüchtlinge wie beispielsweise Nina Hagen oder Hans-Dietrich Genscher gezeigt, auf deren persönliche Fluchterlebnisse und Geschichte allerdings nicht eingegangen wird. Der erste Raum setzt sich vor allem auf der Grundlage von Biografien mit den Gründen für einen Fluchtversuch aus der DDR auseinander. Hier werden auch die Motive von West-Berlinern und Westdeutschen dargestellt, in die DDR auszuwandern. Der zweite Raum vollzieht die Wege nach, die von den DDR-Bürgern genommen wurden. Neben der Flucht werden auch die Ausreise und der Freikauf aus politischer Haft thematisiert.

Die Interviews mit Flüchtlingen, in denen sie ihre Geschichte erzählen, vermittelt den Besuchern einen persönlichen Einblick in die damalige Zeit. Ergänzt werden sie durch Beiträge der "Wochenschau" und andere Filmbeispiele. Im dritten Raum im Untergeschoss der Ausstellung wird das komplizierte Aufnahmeverfahren für Flüchtlinge aus der DDR dargestellt. Die 12 Stationen des Verfahrens finden sich hinter 12 verschiedenen Türen. Sie erklären die einzelnen Ämter und Kontrollen, die jeder durchlaufen musste, der es erfolgreich bis ins Notaufnahmelager Marienfelde geschafft hatte. Beim Öffnen von Tür 10 werden die Fragen des Bundesnotaufnahmeschusses an den Besucher gestellt z.B. zu Kontakten an der Grenze, was an eine Verhörsituation erinnert. Im ersten Stockwerk der Ausstellung findet sich eine Nachbildung einer Wohnung im Zustand der 1950er Jahre,  die die damaligen Lebensbedingungen verdeutlicht.

Insgesamt ist die Ausstellung sehr übersichtlich und logisch aufgebaut. Obwohl nur relativ kleiner Raum zur Verfügung steht, bekommt der Besucher durch die zahlreichen Exponate aus den verschiedensten Themengebieten viele spannende Flüchtlingsgeschichten geboten. Durch den kostenfreien Eintritt ist diese Sonderausstellung auch für Schulklassen zu empfehlen - genauso wie durch die Tatsache, dass kein großes Vorwissen über die Thematik erforderlich ist, um die gebotenen Informationen zu verstehen und nachvollziehen zu können.

Samantha Brockmöller und Mats Maelzer, 3. Dezember 2014


Kontakt zur
Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde
Marienfelder Allee 66/80
12277 Berlin
Website der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde