News - Detail

Letzte Bilder von der Mauer - Filmarbeiten in der DDR

  • Typ Publikationen
  • Datum

In seinem Buch "Letzte Bilder von der Mauer" beschreibt der westdeutsche Kameramann Kai von Westerman seine Filmarbeiten in der DDR. Zu Beginn berichtet er von seiner Kindheit und von seiner Dienstzeit bei der Armee. Dabei bechreibt er seine damalige Sicht auf die Teilung Deutschlands und die Mauer.

Nachdem Westerman seine Zeit bei der Armee abgeleistet hat, arbeitet er als freier Kameramann für das französische Fernsehen. Er besucht die DDR, um die politischen Veränderungen im Jahr 1989 zu dokumentieren. Bei seiner Arbeit in Leipzig befragt er Leipziger zu ihrer Meinung über die Flüchtlingsbewegung im Spätsommer 1989. Dies geschieht unter dem Vorwand, über die Leipziger Messe zu drehen. Ständig hat er das Gefühl, von der Stasi bespitzelt zu werden. Obwohl Westerman und seine Interviewpartner in der ständigen Angst leben von der Stasi verhaftet zu werden, entstehen sehr offene und humorvolle Interviews, die einen interessanten Einblick in die Lebenswelt der DDR-Bevölkerung liefern. Mit seinen detaillierten Schilderungen der politischen Ereignisse gelingt es ihm, den Leser mit in die Zeit des Zerfalls der DDR zu nehmen. Durch seine Beschreibungen der Demonstrationen vor dem Besuch Gorbatschows am Palast der Republik im Oktober 1989 und auch den Montagsdemos in Leipzig kann der Leser in die Gefühlswelt der Demonstranten eintauchen. Westerman berichtet in großen Teilen sehr sachlich und wenig wertend über seine Erlebnisse, so dass die Berichte seiner Interviewpartner für sich sprechen.

Neben Einblicken in die politischen Umwälzungen der DDR eröffnet sich auch eine Sicht auf die Arbeitsweise von westlichen Fernsehteams in der DDR. Um den Kontrollen der Stasi zu entgehen, werden politisch wertfreie Täuschungsaufnahmen gedreht und Drehmaterial über die Grenze geschmuggelt. Geplante Drehorte werden spontan für vielversprechendere Aufnahmen aufgegeben, wodurch auch an Orten gefilmt wird, für die weder eine Aufenthaltserlaubnis noch eine Drehgenehmigung bestehen. Dies zeigt, dass die Wucht der Umwälzung, selbst für das versierte Team Westermans, kaum Voraussagen zuließ. So ist es Zufall, dass der Autor den 9. November 1989 am Grenzübergang Invalidenstraße auf Ost-Berliner Seite erlebt und mit der Kamera festhalten kann.

Auch nach der Revolution setzt er seine Arbeiten im Osten Berlins fort und recherchiert vor allem zu Umweltzerstörung in der DDR. So führt es ihn nach Bitterfeld, wo ihm Anwohner und Mitarbeiter der Waschmittelproduktion von blauem Regen berichten. Sie erinnern sich auch an Schüler, die aus der Schule nach Hause zum Duschen geschickt wurden und erzählen von hochätzendem Müll und Giftablagerungen.

Fazit: Der detaillierte und charmante Schreibstil begeistert den Leser und nimmt ihn in eine Zeit des politischen Umbruchs mit. Durch seine sachlichen Erläuterungen der Geschehnisse kann sich der Leser zudem ein eigenes Bild von den Interviewpartnern und den politischen Ereignisse gestalten.

Von Westerman, Kai. "Letzte Bilder von der Mauer: Reportage 1989. Berichte aus zwei verschwundenen Ländern" (2009). Berlin: Zeitgutverlag GmbH, 2009

Verfasst von Philip Wulkow, Freiwilliges Soziales Jahr im politischen Leben