Zeitzeuge

Jörg Zickler

Berlin, Berlin
* 1965

Sich Fügen heißt lügen. (Erich Mühsam)

Themen
  • Kirche
  • Kunst/Kultur/Literatur
  • politische Haft
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • Jugendkultur

Biografisches

1965 in Gotha geboren
1972-1982 Besuch der Polytechnischen Oberschule
1982-1984 Lehre zum Facharbeiter für Satztechnik (Schriftsetzer)
1985 Tätigkeit als Essensträger bei der Volkssolidarität
1986-1991 Beginn der Ausbildung zum Sozialdiakon in Eisenach und im Kirchlich-diakonischen Lehrgang in Berlin
1992-1997 Tätigkeit als Sozialarbeiter in der "Kirche von Unten"
1998-2002 Leitung der Bibliothek des Bürgerkomitees 15. Januar e. V.
bis heute in der "Kirche von Unten" als Sozialarbeiter tätig

Kurzbeschreibung

Nach dem Mord an John Lennon bekam ich 1980 einen Verweis von meiner Schule. Der Grund: Aus Trauer kam ich mit einem schwarzen Tuch zum Unterricht. Später wurde mir die Zulassung zum Abitur verwehrt, da ich nicht bereit war, Offizier der Nationalen Volksarmee (NVA) oder Lehrer zu werden. In der Schule war ich FDJ-Sekretär und in der eher unpolitischen Jungen Gemeinde (JG) in Jena-Lobeda engagiert. In den Jahren 1982/83 wurden die Mitglieder der JG in Jena sowie der unabhängigen Friedensgemeinschaft fast vollständig ausgebürgert oder reisten aus. Das führte dazu, dass die jüngere Generation die JG übernahm und ich Vorträge über Wehrdienstverweigerung, Rockmusik und Literatur hielt. 1983 besetzte ich mit mehreren Aussteigern das Haus in der Zwätzengasse 7. Dieses Haus wurde der wichtigste Anlaufpunkt für junge Leute, da die Staatssicherheit die JG unter einem Vorwand geschlossen hatte. 1987 bereitete ich den "Kirchentag von Unten" in Berlin mit vor und zog 1988 in die Hauptstadt. Hier engagierte ich mich in der "Kirche von Unten", für die ich bis heute arbeite. 1989 nahm ich an den Demonstrationen gegen die Wahlfälschung auf dem Berliner Alexanderplatz, den Protesten gegen die gewaltsame Niederschlagung des Volksaufstandes auf dem Platz des himmlischen Friedens in Peking und an der Mahnwache in der Gethsemanekirche teil. Am 07. Oktober 1989 wurde ich auf dem Alexanderplatz verhaftet und von der Untersuchungshaftanstalt Keibelstraße nach Berlin-Rummelsburg verlegt, wo ich bis zum 13. Oktober einsaß. 1990 besetzte ich ein Haus in der Berliner Schliemannstraße und beteiligte mich am Widerstand gegen die Räumung der Mainzer Straße.