Zeitzeuge

Manfred Wagner

Rudolstadt, Thüringen
* 1934
† 2011

Erinnerung wach halten und gegen Vergessen wirken. Die Schäden in den Köpfen wirken länger als die in der physischen Welt.

Themen
  • deutsche Einheit
  • Grenzerfahrungen
  • politische Haft
  • Mauerbau 13. August 1961
  • verstorbene Zeitzeugen

Biografisches

1934 in Gräfenthal (Thüringen) geboren, vier Kinder
1953-1958 Abitur in Lobenstein (Thüringen) und anschließend Mathematikstudium in Jena
1958 Verhaftung wegen vermeintlicher „staatsgefährdender Hetze“ durch das MfS, Oktober 1958 Verurteilung zu drei Jahren und sechs Monaten Haft durch das Bezirksgericht Gera
1960 Entlassung durch Amnestie, anschließend so genannte „Bewährung in der Produktion“ als Produktionshilfsarbeiter
1961 Zwangsaussiedlung im Rahmen der Aktion „Festigung" aus dem Sperrgebiet an der innerdeutschen Grenze (Thüringen-Bayern) in das Landesinnere
1962 Studienabschluss als Diplommathematiker in Jena
1963-1989 Softwareentwicklung im Rechenzentrum des Volkseigenen Kombinats (VEB) „Carl Zeiss Jena"
1989 von einer genehmigten Privatreise in die Bundesrepublik nicht mehr in die DDR zurückgekehrt

Manfred Wagner ist leider am 28.07.2011 verstorben.


Veröffentlichung

Wagner, Manfred: Feindobjektakte Treffpunkt. Erfurt:  Reihe der LStU Thüringen, 2000.

Kurzbeschreibung

Manfred Wagner engagiert sich seit dem Mauerfall 1989 ehrenamtlich für die Aufarbeitung des SED-Unrechts. Er beschäftigt sich vor allem mit dem Themenkomplex Grenzregime sowie Zwangs-aussiedlung an der innerdeutschen Grenze. Wagner selbst wurde 1961 gemeinsam mit seiner Familie aus dem Grenzgebiet zwischen Thüringen und Bayern im Rahmen der Aktion „Festigung“ umgesiedelt. Kurz zuvor wurde der Mathematikstudent nach knapp drei Jahren Haft entlassen, damals aus dem Haftarbeitslager "Schwarze Pumpe", vorher war er im Gefängnis Waldheim, im Haftarbeitslager Stalinstadt (Eisenhüttenstadt) und beim MfS in Gera eingesperrt. Das MfS verhaftete ihn 1958, weil er mit einem Mitglied des „Eisenberger Kreises“ zusammenwirkte, einer Wider-standsgruppe von Studenten, Oberschülern und Lehrlingen. Die Mitglieder der Gruppe erhielten vom Bezirksgericht Jena das Gesamtstrafmaß von über 114 Jahren. Das MfS überwachte Wagner nach der Haftentlassung weiter, sogar auch nach seiner Ausreise in die Bundesrepublik. Zuletzt war Manfred Wagner ehrenamtlicher Mitarbeiter in der „Geschichtswerkstatt Jena“, einem Verein, der sich um die Aufklärung der jüngeren deutschen Geschichte bemüht und gegen die Verklärung der DDR angeht. Außerdem arbeitete er an der Vereinszeitschrift „Gerbergasse 18" mit und referierte über verschiedene Themen der DDR-Geschichte.