Zeitzeuge

Dr. Eugenie Trützschler von Falkenstein

Bad Berka, Thüringen
* 1950

Wir sind alle Bürger einer Welt, ja alle ein Blut, einen Menschen zu hassen, weil er anderswo geboren ist, weil er eine andere Sprache spricht, weil er anders über Dinge denkt. Weil er mehr oder weniger als du versteht, welche Gedankenlosigkeit! (Jan Amos Komenský)

Themen
  • Ausreise/Ausbürgerung
  • Staatssicherheit
Sprache
  • Englisch
  • Russisch
  • Tschechisch
  • Spanisch

Biografisches

1950 in Prag geboren
1967 Emigration in die Bundesrepublik Deutschland
1969 Krankenschwester-Staatsexamen
1970 Geburt der Tochter Nikola
1972 Abitur
1972-1979 Studium
1976 Geburt des Sohnes Jan
1979-1992 Tätigkeit im bayerischen Schuldienst - Schwerpunkt: Deutsch für Ausländer
1992-2011 Beamtin des Freistaates Thüringen
2021 Verleihung des Brückenbauer-Preises durch das Centrum Bavaria Bohemia


Veröffentlichungen (Auswahl)

Stiftung Ettersberg (Hrsg.), Dr. Eugenie Trützschler von Falkenstein und Dr. Dagmar Hudecová (Redaktion): Alltagsleben an der DDR-CSSR-Grenze 1960-1989. Lehrerhandreichungen mit didaktischen Hinweisen, Quellen und Beispielen, 2012, ISBN: 978-3-943098-04-4. Dieses und weiteres Material aus zwei deutsch-tschechischen Schulprojekten ist verfügbar in der Mediothek des Thüringer Schulportals.

Eugenie Fügnerová: Geplante Liebe des Genossen Lockenkopf oder: Stasi auf tschechisch. Greifenverlag zu Rudolstadt & Berlin, 2. Auflage, 2011.

Eugenie Trützschler: Die Aktion Nikola. In: Die tschechisch-bayerische Grenze im Kalten Krieg in vergleichender Perspektive. Hg.: Markus A. Meinke; S.69-79; Regensburg, 2011.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.eugenie-truetzschler.de

Kurzbeschreibung

Meine Familie gehörte zur so genannten „Nichtarbeitenden Intelligenz“ in der Tschechoslowakei. Meine Großeltern und Eltern durften in den gelernten Berufen nicht arbeiten, sondern mussten in die „Produktion“ gehen. Die Konsequenz daraus: Ich erhielt in diesem Staat keine Chance und musste ihn verlassen. Nach einem einwöchigen Urlaub als Touristin in München im Januar 1967 beantragte meine Mutter für uns das politische Asyl. Zunächst arbeitete ich als Kindermädchen, dann absolvierte ich eine Krankenschwesterausbildung. Nach diesem Abschluss machte ich das Abitur nach und wurde Hauptschullehrerin. Die Frage der nationalen Identität war Schwerpunkt meiner Diplomarbeit in politischen Wissenschaften und meiner Promotion in Geschichte. Das Verhältnis der Nationen beschäftigte mich auch nach 1989, ich konnte wieder nach Prag fahren und mich aktiv für die deutsch-tschechische Verständigung einsetzen. Nachdem ich feststellen musste, dass sowohl die tschechoslowakische Staatssicherheit als auch die der DDR über mich Akten geführt hatte, beschloss ich, diese Zeit wissenschaftlich, aber auch in Romanen aufzuarbeiten. In ihnen schildere ich die Schicksale der Menschen, die häufig namenlos hinter den historischen Daten stehen.

Bericht

„Man hat uns unsere Identität genommen“ — Eugenie Trützschler über ihre Emigration nach Deutschland, Radiointerview von Siija Schulthets auf: Radio Praha, am 4. Juni 2013.