Zeitzeuge

Jörg Tretschok

Leipzig, Sachsen
* 1965

Lebenskunst versus Überlebenskunst

Themen
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • deutsche Einheit
  • Kirche
  • Staatssicherheit
  • Wirtschaft/Landwirtschaft
  • Alltagserfahrungen

Biografisches

1965
in Borna bei Leipzig geboren
1971-1981 Polytechnische Oberschule in Groitzsch (Bezirk Leipzig)
1981-1983 Ausbildung zum Facharbeiter für Agrotechnik in Kohren-Sahlis (Bezirk Leipzig)
1983-1986 Mitglied der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG)
1986-1988 Betreuer in der sozialdiakonischen Kinder- und Jugendarbeit bei der Landeskirche Sachsen
1988 Verhaftung in Borna zum 01. Mai wegen Versuchs individueller Plakatanmeldung
1988-1990 Diakonieausbildung in der Stephanus-Stiftung in Berlin-Weißensee, Überreichung einer Protestnote an die chinesische Botschaft wegen des Massakers auf dem Platz des himmlischen Friedens
1990-1992 Mitbesetzer eines Hauses im Prenzlauer Berg
1990 Beteiligter am Widerstand gegen die Räumung der Mainzer Straße im Berliner Bezirk Friedrichshain
1990-1992 Studium der Sozialpädagogik in Berlin
1992-2010 Landwirt, Ausbildung zum Pflegehelfer, Hauskrankenpfleger, Zimmermann in Mecklenburg und Berlin
2007 Umzug nach Leipzig und Arbeit in einem Pflegeheim

Kurzbeschreibung

Die Suche nach dem richtigen Verhältnis von Lebens- und Überlebenskunst in der DDR führte Jörg Tretschok in soziale und kirchliche Gruppen. Seine Eltern waren unpolitisch und versuchten sich im Sozialismus unauffällig zu verhalten. Jörg Tretschok demonstrierte seine Rebellion in dieser Zeit vor allem durch sein Mitwirken in der kirchlichen Jugendarbeit. Nach seiner Ausbildung zum Agrotechniker suchte er in der Freizeit nach künstlerischen Ausdrucksformen sowie nach Freiräumen außerhalb der staatlichen Dogmen und in echten Freundschaften. In Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt) absolvierte er bei der Stadtmission ein Praktikum in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit. Er organisierte selbstverantwortlich Kunst- und Reiseaktionen, welche oft zu Irritationen der staatlichen Behörden führten. Die Sorge um alltägliche Beschneidungen der persönlichen Freiheit trieb ihn damals wie heute um.