Zeitzeuge

Wolfgang Templin

Berlin, Berlin
* 1948

Die Opposition in den verschiedenen Ländern Osteuropas war so stark, weil sie sich gegenseitig stützte.

Themen
  • Volkskammer
  • Parteien
  • Runder Tisch
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • historische Aufarbeitung
  • Ausreise/Ausbürgerung

Biografisches

1948 geboren in Jena
1968–1970 Studium an der Fachschule für Bibliothekswesen in Ost-Berlin
1970–1974 Philosophiestudium an der Humboldt-Universität zu Berlin
1974–1977 Promotionsstudium an der Sektion Philosophie der Humboldt-Universität
1976–1977 Aufbaustudium an der Philosophischen Fakultät der Universität Warschau
1977–1983 Mitarbeiter am Zentralinstitut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR in Ost-Berlin
1985 Mitbegründer der "Initiative Frieden und Menschenrechte" (IFM)
1989–1990 Vertreter der IFM am Zentralen Runden Tisch
1990 Mitarbeit in der Volkskammerfraktion von Bündnis 90/Grüne
2010–2014 Leiter des Warschauer Büros der Heinrich-Böll-Stiftung
seit 2014 Publizist und Autor
2015 Verleihung des Viadrina-Preises
 

Veröffentlichungen (Auswahl)

Wolfgang Templin: Der Kampf um Polen. Die abenteuerliche Geschichte der Zweiten Polnischen Republik 1918-1939. Verlag Ferdinand Schöningh 2018.
Christian Schubert und Wolfgang Templin: Dreizack und Roter Stern: Geschichtspolitik und historisches Gedächtnis in der Ukraine. Metropol-Verlag 2015.

Kurzbeschreibung

In den 1970er-Jahren war Wolfgang Templin zunächst SED-Mitglied. Zwischen 1971 und 1975 war er inoffiziell für das MfS tätig. Bald erkannte er den Widerspruch zwischen kommunistischen Idealen und dem Alltag in der DDR. 1975 enttarnte er sich vorsätzlich. Während seines Studiums kam er mit regimekritischen Kreisen in Berührung. Er hatte Kontakte zur polnischen Opposition im Zuge eines Studienaufenthaltes. In den 1980er-Jahren engagierte er sich in verschiedenen unabhängigen Friedens- und Menschenrechtsgruppen und war Mitbegründer der "Initiative Frieden und Menschenrechte", Mitherausgeber der Samisdatzeitschrift „grenzfall“. Nach der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration wurden Wolfgang Templin und seine Ehefrau Regina Templin wegen landesverräterischer Tätigkeit verhaftet und 1988 in die Bundesrepublik Deutschland ausgewiesen. Nach dem Fall der Mauer kehrte er 1989 zurück und beteiligte sich als Sprecher der "Initiative Frieden und Menschenrechte" am Zentralen Runden Tisch. Außerdem arbeitete er für die Volkskammerfraktion von Bündnis 90/Die Grüne und war Mitglied des Kuratoriums für einen demokratisch verfassten Bund deutscher Länder. Heute arbeitet Templin als freier Publizist, engagiert sich in der politischen Erwachsenenbildung und ist seit 2008 an einem Forschungsprojekt der Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) beteiligt.

Berichte

"Ein demokratisches Russland zu erleben, wäre ein Traum" - Im Interview mit Wolfgang Templin geht es um seine politische Vergangenheit und seine persönlichen Ansichten zur heutigen politischen Lage in Europa. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf seiner Zeit in Polen und dem Beginn der Opposition, der Friedlichen Revolution 1989 und der heutigen Situation in Osteuropa und Polen mit Blick auf den grassiereden Nationalismus und Russlands Einfluss. Deutschlandfunk, 31.08.2017.

"Bürgerrechtlicher Wolfgang Templin hält Rede zur Demokratie" - Zur Erinnerung an die Friedliche Revolution und den Mauerfall sprach Wolfgang Templin am 9. Oktober 2015 in der Leipziger Nikolaikirche. Bericht der Heinrich Böll Stiftung, 09.09.2015.

"Es gab eine Tradition zum Widerstand" - Wolfgang Templin kam in den 1970er Jahren zum ersten Mal mit Widerstandsgruppen in Polen in Berührung. Damals studierte er in der DDR Philosophie. Der Kontakt zu den Oppositionellen in Polen prägte ihn. Interview mit dem rbb, 05.05.2015.

Bürgerrechtler Wolfgang Templin erhält Viadrina-Preis, Preisverleihung am 4. Mai 2015. Der rbb berichtet über das deutsch-polnische Engagement Wolfgang Templins.

"Wir haben uns über den Runden Tisch ziehen lassen" - Wolfgang Templin über  Mauerfall und Wiedervereinigung. Süddeutsche Zeitung, 08.11.2014.

Zeitzeugeninterviews

Auf der Plattform www.zeitzeugen-portal.de sind Videointerviews mit Wolfgang Templin verfügbar, in denen er er über seine Erfahrungen in den 1970er- und 1980er-Jahren berichtet.