Zeitzeuge

Lothar Tautz

Erkner, Brandenburg
* 1950

Dass die Herbstrevolution erfolgreich ausging, war dem mutigen Einsatz einer erstarkten Opposition geschuldet, die nicht mehr bereit war, sich mit einem Tapetenwechsel im Zentralkomitee der SED zufriedenzugeben.

Themen
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • Kirche
  • Runder Tisch
  • Wirtschaft/Landwirtschaft
  • Umbruchserfahrungen seit 1989/90
  • deutsche Einheit

Biografisches

1950 in Erfurt geboren
1966-1969 Ausbildung als Maschinenbauer mit Abitur
1973-1980 Theologie- und Pädagogikstudium in Naumburg und Ost-Berlin
1976 Gründung der Naumburger Menschenrechtsgruppe „Freiheit und Sozialismus“
1980er-Jahre Aktivitäten in diversen Friedensgruppen
1984-1990 Pfarrer in Weißenfels
1990 Personalleiter im Außenministerium der DDR,
Personalchef im DDR-Ministerium für Handel und Tourismus
1990-1996 Tätigkeit im Bundesministerium für Wirtschaft, u. a. als Bildungsreferent
1999-2002 Leiter des Büros des Ministerpräsidenten in der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt
2002-2007 Referatsleiter in der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt
2002-2018 Fachberater für Bildung und Wirtschaft im Projektbüro seiner Ehefrau Annette Hildebrandt
2008-2010 Leiter der Stabsstelle „Reformationsjubiläum 2017“ im Kultusministerium Sachsen-Anhalt
2010-2013 hauptberufliche Tätigkeit in der 1991 mitgegründeten „Weiterbildungsakademie für Wirtschaft und Verwaltung (WWV)“ in Berlin
2018 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande
 

Veröffentlichungen (Auswahl)

Annette Hildebrandt und Lothar Tautz: Protestanten in Zeiten des Kalten Krieges. Der Wittenberger Kirchentag zum Lutherjubiläum 1983 im Fokus der Staatssicherheit. Studienreihe der Beauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Band 8. Mitteldeutscher Verlag, 2017.

Lothar Tautz und Christian Radeke: „Warte nicht auf bess're Zeiten...“. Oskar Brüsewitz, Wolf Biermann und die Protestbewegung in der DDR 1976-1977. Dokumentation. Halle/Saale: Mitteldeutscher Verlag, 1999.

Kurzbeschreibung

Lothar Tautz entstammt einer linientreuen Erfurter Arbeiterfamilie. Vor dem Hintergrund der Ereignisse des Prager Frühlings trat er 1968 aus der SED aus und war zunächst als Chefrequisiteur der Städtischen Bühnen Erfurt tätig. 1973 schrieb er sich für ein Theologie- und Pädagogikstudium ein, das er 1980 abschloss. Ab 1976 engagierte er sich gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann, 1983 beteiligte er sich zusammen mit Friedrich Schorlemmer an der Gründung der Gruppe „Frieden 83“ und war 1984 Initiator und Mitbegründer der „Solidarischen Kirche“ in der DDR. Er war in zahlreichen Umwelt- und Oppositionsinitiativen aktiv. Nach seinem Studium war er bis 1990 Pfarrer in der Gemeinde Weißenfels und Geschäftsführer des Evangelischen Kirchentages. Danach war er Moderator des Runden Tisches und 1990 im DDR-Außenministerium tätig, bevor er nach der deutschen Einheit in das Bundeswirtschaftsministerium wechselte. 1991 bis 1994 arbeitete er in der Enquete-Kommission „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“ mit. Bis 2007 war Tautz Referatsleiter bei der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen-Anhalt, danach arbeitete er bis 2010 im Kultusministerium Sachsen-Anhalt als Leiter der „Projektgruppe Reformationsjubiläum 2017“. Im Dezember 2018 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Bis heute engagiert sich Lothar Tautz gesellschaftspolitisch, beispielsweise als Vorstandsmitglied im Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“.