Zeitzeuge

Wilfried Seiring

Schönwalde, Brandenburg
* 1935

Die Angst ist der Kitt jeder Diktatur. Wer sie überwindet, kann zum aufrechten Gang finden.

Themen
  • Mauerbau 13. August 1961
  • Mauerfall 9. November 1989
  • deutsche Einheit
  • Bildung/Erziehung
  • Flucht/Fluchthilfe

Biographisches

1935 Geburt in Frankfurt (Oder)
1954 Abitur, Studienbeginn in Greifswald (Germanistik, Geschichte, Theaterwissenschaft)
1957 Relegation aus politischen Gründen und Flucht nach West-Berlin
1960 Examen, Lehrer in Neukölln und Studium der Psychologie
ab 1968 Schulleiter, Seminardirektor, Oberschulrat
ab 1970 nebenberuflich Lehrbeauftragter in Pädagogik an der Freien und an der Technischen Universität, an der Pädagogischen Hochschule und an der Hochschule der Künste
1985-1990 Leitender Oberschulrat in der Senatsverwaltung für Schulwesen, Jugend und Sport
1990-1998 Leiter des Landesschulamtes Berlin
1998 Pensionierung, Direktor des Ausbildungsinstituts für Humanistische Lebenskunde
seit 2000 Einladungen als Zeitzeuge in die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde
 

Kurzbeschreibung

Zunächst als Mitglied der FDJ durchaus konform mit Zielen der DDR-Politik („Nie wieder Krieg“, „Nie wieder Faschismus“, „Deutsche an einen Tisch“), rief ich 1956 zur Soldarisierung mit den ungarischen Studenten auf, die einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ forderten. Ich wurde als „Gegner der DDR“ und als „Klassenfeind“ relegiert und zu einem Jahr Arbeit in der volkseigenen Produktion verurteilt. Dem entzog ich mich durch die Flucht. Im Notaufnahmelager Marienfelde bekam ich die Anerkennung als politischer Flüchtling und die Aufenthaltsgenehmigung für West-Berlin, wo ich nach dem Examen als Pädagoge in verschiedenen Funktionen tätig war. Bildungsreisen führten mich nach Polen, Finnland, Israel, Dänemark, in die Türkei und in die CSSR. Ich leitete die Konzeptkommission für die Dauerausstellung Haus der Wannsee-Konferenz, war Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates für die Gedenkstätte Deutscher Widerstand und leitete zudem den Lehreraustausch mit Israel. 

Wilfried Seiring berichtet von seiner Flucht aus der DDR und der Zeit im Notaufnahmelager Marienfelde.

Berichte

"Das Wartezimmer zur Freiheit" - Wilfried Seiring erinnert sich an seine Ankunft und den Alltag im Notaufnahmelager Marienfelde in West-Berlin, Der Tagesspiegel, 10.4.2013.

"Mit dem Kopp im Westen" - Der Alltag von Wilfried Seiring und seiner Frau im Frühsommer 1961, Evangelische Kirche in Deutschland.

Interviews

"Familienkontakte - Begegnungen trotz Mauer und Stacheldraht" - Tonaufzeichnung eines moderierten Gespräches zwischen Wilfried Seiring und seinem Bruder Lothar Seiring. Auch nach dem Bau der Mauer gelang es beiden, in Kontakt zu bleiben und Treffen zu organisieren. Dabei folgten ihnen zeitweilig bis zu 14 Inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit. Zeitzeugencafé der Gedenkstätte Berliner Mauer, 2013.