Zeitzeuge

Roland Schreyer

Voerde, Nordrhein-Westfalen
* 1956

Das DDR-System bot Schutz und Gefahr zu gleich. Schutz für alle, die bedingungslos mitmachten. Gefahr für diejenigen, die widersprachen.

Themen
  • Grenzerfahrungen
  • Flucht/Fluchthilfe
  • Militär

Biografisches

1956 geboren in Harbke
1975-1976 Wehrdienst bei der NVA in Havelberg
1977-1981 Zivilangestellter bei den Grenztruppen der DDR als Elektriker
ab 1981 Pädagogikstudium
1988 Flucht in die Bundesrepublik Deutschland
1988 Organisation und Durchführung der Flucht seiner Familie in die Bundesrepublik Deutschland
heute Pädagoge in der beruflichen Bildungsarbeit
 

Veröffentlichungen (Auswahl)
Schreyer, Roland: Akte Kanal. Eine Familie flüchtet über die innerdeutsche Grenze. Eigenverlag, 2009.

Kurzbeschreibung

Roland Schreyer wuchs in Sachen-Anhalt in direkter Nähe zur innerdeutschen Grenze auf. Nach seiner Ausbildung zum Elektriker war er ab 1977 als Zivilangestellter bei den Grenztruppen der DDR tätig. Sein Aufgabenbereich umfasste die Instandhaltung der Grenzübergangsstelle Marienborn-Helmstedt. 1981 begann Schreyer ein Pädagogikstudium. Als Pädagoge stellte er immer wieder fest, dass die Jugendlichen, die er in der Berufsausbildung betreute, die gleichen kritischen Fragen und Antworten hatten, wie er selbst. Seine Aufgabe, diese Fragen systemkonform zu beantworten, führte zu Konflikten. Er beschloss, in die Bundesrepublik Deutschland zu flüchten. Seine Verwandten im Westen verschafften ihm 1988 durch eine fingierte Hochzeit die Chance, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Im Anschluss an seine Flucht stellte seine Familie einen Ausreiseantrag, der nicht genehmigt wurde. Es folgten ständige Verhöre durch das MfS. Schreyer fand in Bottrop ein neues Zuhause. Von dort aus bemühte er sich um eine Familienzusammenführung. Doch aufgrund der steigenden Zahl von DDR-Flüchtlingen war dies unmöglich. Schreyer entschied sich daher, seine Familie selbstständig, durch Flucht in einer Kanalisation unter der innerdeutschen Grenze, in die Bundesrepublik zu holen. Die Flucht durch die Grenzanlagen der DDR war erfolgreich. Heute lebt Schreyer am Niederrhein und arbeitet als Pädagoge bei einem freien Bildungsträger.

Roland Schreyer berichtet, wie er kurz vor dem Mauerfall versucht hat, seine Familie in die Bundesrepublik Deutschland zu holen und dafür zweimal die Grenze überwinden musste.