Zeitzeuge

Christian Schmidt

Spreenhagen, Brandenburg
* 1962

Wir träumten davon, unser Land selbst zu verändern. Wir haben an diesem Traum selbst dann noch festgehalten, als die Realität längst eine andere war. (Bärbel Bohley)

Themen
  • Kirche

Biografisches

1962 geboren in Wurzen (Sachsen) als viertes Kind einer evangelischen Pfarrersfamilie
1979 Schulabschluss 10. Klasse der Polytechnischen Oberschule (POS)
1979-1981 Berufsausbildung zum Möbeltischler
1984-1986 Ausbildung zum Krankenpfleger
April 1988-Oktober 1989 Dienst ohne Waffe als Bausoldat
1992-2001 Ausbilder, Sozialpädagoge, stellvertretender Abteilungsleiter: Berufsvorbereitungslehrgänge mit anfallskranken Jugendlichen
2001-2004 Jugendkoordinator im Amt Wandlitz
2001-2003 Ausbildung zum Mediator, Zusatzqualifikation Erlebnispädagogik
2004-2008 Sozialpädagoge, pädagogischer Leiter in einer Mutter-Kind-Kurklinik
2008-2009 Qualifikation „Systemische Sozialarbeit“
2009-2012 Qualifikation zum systemischen Familientherapeuten
seit 2009 Freiberufler

Kurzbeschreibung

Als viertes Kind einer evangelischen Pfarrersfamilie habe ich eine christliche und pazifistische Erziehung genossen. Da ich den 18-monatigen „normalen Dienst“ in der NVA aus Gewissensgründen ablehnte, gab ich der Musterungskommission 1980 bekannt, als unbewaffneter Bausoldat in der NVA dienen zu wollen. Für eine Totalverweigerung fehlte mir der Mut. Ich arbeitete seit 1981 in einem Behindertenheim der Diakonie, da diese Entscheidung weitere berufliche Entwicklungen in nicht-kirchlichen Institutionen stark eingeschränkt hat. Sechs Tage vor dem offiziellen Einberufungstermin wurde ich im April 1988 als einer der letzten 18-monatig „dienenden“ Bausoldaten einberufen, obwohl ich bis dahin nicht politisch aktiv war. Bis Oktober 1989 wurde ich an verschiedenen Standorten in der DDR als Bausoldat eingesetzt, durfte aber nur selten in meinem gelernten Beruf als Tischler arbeiten. Die Oktobertage der Friedlichen Revolution haben meine Kameraden und ich als angstvolle Zeit erlebt, da wir befürchteten, nicht zur vorgesehenen Zeit aus dem Armeedienst entlassen oder zum Waffendienst gezwungen zu werden. Jungen Menschen möchte ich davon berichten, was es in der DDR bedeutete, nicht von seiner pazifistischen Grundhaltung abzuweichen.

 

Christian Schmidt im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern (Video):

Bei dem Projekt „Stimmen der Opposition“ führen Schülerinnen und Schüler Interviews mit einem Zeitzeugen. Es entsteht ein Bild der DDR-Bürgerrechtsbewegung, gesehen mit den Augen der heutigen Jugendlichen. Das Zeitzeugeninterview mit Christian Schmidt wurde veröffentlicht. Eine Kurzversion finden Sie hier.

Projekt der Deutschen Gesellschaft e. V., gefördert durch die Bundesstiftung Aufarbeitung.