Zeitzeuge

Salka-Valka Schallenberg

Magdeburg, Sachsen-Anhalt
* 1972

In Erinnerung bleiben mir die Kindheitstage, in denen ich im Atelier und im „Otto-Nagel-Haus“ meinem verstorbenen Großvater, dem Künstler Otto Nagel, nah war. Heute setze ich mich für das Vermächtnis meiner Großeltern ein.

Themen
  • Kunst/Kultur/Literatur
  • historische Aufarbeitung
  • Bildung/Erziehung
  • Alltagserfahrungen

Biografisches

1972 geboren in Ost-Berlin (DDR) verheiratet, drei Kinder
Februar 1986 Umzug von Berlin-Biesdorf nach Kuwalk, einem Gehöft umgeben von Feldern an der Grenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
Februar 1986 bis 1988 Besuch der Polytechnische Oberschule (POS) Karbow, Abschluss 10. Klasse mit dem Notendurchschnitt 1,6
April 1986 Bruder Tim (*1967–†2017) stellt einen Ausreiseantrag, Ausreise am 08.08.1988
ab September 1988 Besuch der Erweiterten Oberschule (EOS) Lübz, Relegation zum 26.11.1988 (offizielle Begründung: schlechte Leistungen)
21.12.1988–09.07.1989 Verkaufshilfe in der Konsumgenossenschaft Lübz
ab 01.09.1989 Besuch der Medizinischen Fachschule Schwerin, Ausbildung zur Krankenschwester an der Bezirksnervenklinik
01.09.1990–1992 Besuch der Medizinischen Fachschule Magdeburg, Ausbildung zur Krankenschwester an der Medizinischen Akademie (heute Universitätsklinik), Abschluss mit „gut“
1992–1995 Abitur über den zweiten Bildungsweg in Magdeburg
05.07.1994 Antrag auf Anerkennung als politisch verfolgte Schülerin, Ablehnung am 25.04.1996
1995–2000 Studium der Literaturwissenschaft und Erziehungswissenschaft an der Fernuniversität Hagen, Abschluss mit Zwischenprüfung, freiberufliche Tätigkeit als Korrektorin und Lektorin wissenschaftlicher Arbeiten
seit 2001 mit dem Partner Bernd Schallenberg selbständig mit dem heutigen Unternehmen „Medien und Handel Schallenberg GbR“ (u. a. Internetfernsehen www.kulturmd.de)
seit 07.05.2015 als Journalistin Mitglied im Deutschen Fachjournalistenverband (DFJV)
2016–2019 Autorin diverser Bücher zur Zeit- und Kulturgeschichte Sachsen-Anhalts, Schwerpunkt DDR-Geschichte und deutsche Teilung
seit 2019 Forschungsprojekt zum Großvater, dem Künstler Otto Nagel
05.01.2022 Antrag auf Wiederaufnahme der Rehabilitierung als verfolgte Schülerin, Anerkennung und Aufhebung des Bescheids von 1996 am 08.02.2022
seit Oktober 2022 Studium der Kulturwissenschaften (Cultural Studies) mit dem Schwerpunkt Geschichte an der Fernuniversität Hagen
Februar 2023 Gründung des Verlages EDITION Schallenberg
seit März 2023 Redaktion der Internetseite zu Otto Nagel www.artist-otto-nagel.de

 

Veröffentlichungen (Auswahl)

Salka-Valka und Bernd Schallenberg: Der Fall Otto Nagel. Kunstraub in der DDR. Verlag EDITION Schallenberg, 2023.

Salka-Valka Schallenberg: Otto Nagel. Der Künstler – und sein Vermächtnis. In: Mathias Deinert, Uwe Hartmann und Gilbert Lupfer (Hrsg.): Enteignet, entzogen, verkauft. Zur Aufarbeitung der Kulturgutverluste in SBZ und DDR. Band 3 der Reihe Provenire, De Gruyter Verlag, 2022.

Salka Schallenberg: deutsch-deutsche Momentaufnahmen. 40 Jahre geteiltes Land – 30 Jahre ein Land. Suche nach Freiheit. Herkules Verlag, 2019.

Kurzbeschreibung

Geboren als Enkelin des hochgeachteten Künstlers Otto Nagel (*1894–†1967), prägen das Werk und Vermächtnis des Großvaters bereits ihre Jugend. Das Otto-Nagel-Haus, das es seit Juli 1973 am Märkischen Ufer in Ost-Berlin gibt, und das Atelier sind für Salka-Valka Schallenberg wichtige Orte.
1979 erfolgt ein erster Bruch mit der DDR-Regierung: Insbesondere die Mutter wird an ihrer kunstwissenschaftlichen Arbeit im Otto-Nagel-Haus gehindert und die Werke von Otto Nagel gehen zurück in die Familie. 1983, mit dem Tod der Großmutter, ist von einem Moment auf den anderen alles anders. Der künstlerische Nachlass gerät in das Visier der DDR-Kulturfunktionäre und wird 1985 der Mutter als Erbin endgültig entzogen. Die Eltern sehen die „Flucht auf das Land“ als einzige Option, sich der zunehmenden politischen Verfolgung zu entziehen. Salka-Valka muss in den Winterferien 1986 die vertraute Heimat in Berlin verlassen. Auf einem einsamen Bauernhof lebt sie nun mit den Eltern. Der fünf Jahre ältere Bruder Tim stellt im April 1986 einen Ausreiseantrag und verlässt 1988 die DDR. Die Staatssicherheit erhöht den Druck auf den Vater, seine „inoffizielle Nutzung“ wird geprüft. Die Mutter ist seit 1979 arbeitslos und wird zunehmend diffamiert. Mit guten Noten delegiert die Polytechnische Oberschule Karbow Salka-Valka zur Erweiterten Oberschule (EOS). Nur wenige Wochen ist sie Schülerin der EOS in Lübz und muss im November 1988 die Schule verlassen. Eine schwere Zeit folgt, in der sie als Hilfskraft in einem Dorfkonsum arbeitet. Ab September 1989 kann sie in Schwerin den Beruf der Krankenschwester lernen.
Nach 1990 ist eine Aufarbeitung der Geschehnisse um das Erbe von Otto Nagel schwierig. Die Mutter stellt erfolglos einen Antrag auf Restitution, ohne aber innerhalb der Familie darüber zu sprechen. Salka-Valka geht beruflich ihren Weg und lässt schließlich 1999 ihre Eltern auf dem Bauernhof zurück.
Erst seit 2019, Jahre nach dem Tod der Eltern, widmet sie sich der Aufklärung des „Falls Otto Nagel.“ Neben dem Kulturgutentzug sind die Ausreise des Bruders Tim und die politische Verfolgung als Schülerin Schwerpunkte der Recherche.

Berichte (Auswahl)

„Wie die DDR-Regierung die Familie von Otto Nagel enteignete“ – Artikel von Bernd Schallenberg, Berliner Zeitung, 07.06.2023.

„Der Fall Otto Nagel. Kunstraub in der DDR“ – Kurzfilm zum gleichnamigen Buch, Produktion von kulturmd, 08.04.2023.

„Der Maler Otto Nagel oder wem gehört die Kunst“ – Reportage in der Reihe „Exakt – Die Story“, MDR, 2020.

„Raubkunst in der DDR: Das unerforschte Kapitel“ – Beitrag von Karin Erichsen, NDR, 07.11.2019. In den Beitrag ist der Film „Wie Kunst in der DDR zu Volkseigentum wurde“ eingebunden.