Zeitzeuge

Peter Rösch (Blase)

Berlin, Berlin
* 1953
† 2017

Keine Macht für niemand

Themen
  • politische Haft
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • Kirche
  • Kunst/Kultur/Literatur
  • verstorbene Zeitzeugen
  • Ausreise/Ausbürgerung

Biografisches

1953 als Peter Rösch in Jena geboren
1960-1970 Besuch der Polytechnischen Oberschule in Jena
1970-1972 Lehre als Feinmechaniker beim Volkseigenen Betrieb (VEB) Carl Zeiss Jena und der Friedrich-Schiller-Universität Jena
1972-1982 Tätigkeit als Feinmechaniker in der Forschungswerkstatt des Bereiches Medizin der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Mitglied der Jungen Gemeinde Stadtmitte/Jena der evangelischen Kirche
1973 Verbot aus politischen Gründen, das Abitur an der Volkshochschule Jena zu machen
1974 Entzug des Personalausweises für zwei Jahre, Verurteilung zu einem halben Jahr Bewährung und einer Geldstrafe aufgrund "staatsfeindlicher Hetze"
1975 Verhaftung wegen Protesten gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns
1978-1979 Wehrdienst als Bausoldat in Bautzen, die letzten zwei Monate dort in Einzelhaft
1979 Besuch der streikenden Arbeiter auf der Danziger Werft und Beginn der Kontakte zur Gewerkschaft "Solidarnosc"
1979-1982 erneuter Entzug des Personalausweises
1980 beteiligt am offenen Brief zur Abrüstung in Ost und West mit anschließender Verhaftung
1981 Verhaftung durch das MfS und Untersuchungshaft in Gera
1982 Übersiedlung nach West-Berlin auf Wunsch des MfS
1983-1989 Unterstützung der Oppositionsbewegung in der DDR
1991 Gründungsmitglied des Bürgerkomitees "15. Januar" zur Auflösung des MfS
seit 1983 Restaurator im Deutschen Technikmuseum
1992 Umzug in ein besetztes Haus in Berlin-Friedrichshain
seit 2004 Mitglied des Aufsichtsrats der Genossenschaft am Ostseeplatz in Berlin

Peter Rösch ist leider am 17.05.2017 verstorben.

Kurzbeschreibung

Peter Rösch war von 1971 bis 1983 Mitglied der "Offenen Jugendarbeit" der Jungen Gemeinde (JG) Stadtmitte/Jena. Während der Weltfestspiele 1973 in Berlin wurde ihm verweigert, nach Berlin zu fahren. Er arbeitete in einem Lesekreis, wo sich junge Schriftsteller trafen, die verbotene Literatur diskutierten. 1975 wurde er wegen "staatsfeindlicher Hetze" zu einem halben Jahr auf Bewährung, einer Ordnungsstrafe und zu zwei Jahren Entzug des Personalausweises verurteilt. Als er 1976 an den Solidaritätsaktionen gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns teilnahm, wurde er verhaftet. Er verweigerte den Wehrdienst und wurde stattdessen von 1978 bis 1979 Bausoldat. Danach vernetzte er gemeinsam mit Lothar Rochau (Halle (Saale)-Neustadt) oppositionelle Gruppen in der DDR. 1981 wurde er zusammen mit Matthias Domaschk vom MfS inhaftiert. Sein Freund Matthias Domaschk kam dort unter bis heute ungeklärten Umständen ums Leben. Das Angebot des MfS zur Ausreise in die Bundesrepublik konterte er mit dem Wunsch der Ausreise nach Polen, um sich mit der Gewerkschaft "Solidarnosc" zu solidarisieren. Er setzte sich für die Einführung eines sozialen Friedensdienstes ein und organisierte im Rahmen der Friedensdekade 1981, trotz Verbotes, eine Friedensdemonstration in Halle (Saale). Peter Rösch formulierte 1982 mit Freunden den Aufruf "Abrüstung in Ost und West". Es folgten Hausdurchsuchungen, Beschlagnahme des Aufrufs, Verhaftung und Verhöre. Kurz danach siedelte er nach West-Berlin über. Dort arbeitete er ab 1983 in der AG "Berlin- und Deutschlandpolitik" der Alternativen Liste mit. Er beteiligte sich an der Aktion "Persönliche Friedensverträge zwischen Ost und West" und bereitete die erste Reise der Bundestagsfraktion der "Grünen" zu Erich Honecker vor. Er nahm 1984 an den Blockaden gegen die Nachrüstung in der Bundesrepublik teil und unterstützte bis 1990 oppositionelle Gruppen in der DDR. Nach dem Fall der Mauer war er Gründungsmitglied des Bürgerkomitees "15. Januar" zur Auflösung des MfS und verantwortlicher Redakteur für deren Zeitschrift "Horch und Guck".