Zeitzeuge

Hartmut Richter

Berlin, Berlin
* 1948

Da sind mir die letzten Illusionen genommen worden, dass es einen menschlichen Sozialismus geben könnte.

Themen
  • Grenzerfahrungen
  • politische Haft
  • Mauerbau 13. August 1961
  • Flucht/Fluchthilfe
  • Freikauf

Biografisches

1948 in Glindow bei Werder (Havel) geboren
Besuch der Erweitereten Oberschule (EOS) Potsdam
1962 Verweigerung des Beitritts in die FDJ
1966 Fluchtversuch und dreimonatige Untersuchungshaft in Potsdam, Entlassung auf Bewährung
Abschluss der Lehre als Eisenbahner, Nichtzulassung zum Abitur
August 1966 Flucht durch den Teltow-Kanal nach West-Berlin
bis 1971 Kellnervolontariat und Reisen als Schiffssteward
1972 Amnestie der Republikflucht unter Erich Honecker und Rückkehr nach West-Berlin
Berlinkolleg und Ausbildung zum Sozialarbeiter
1975 Verhaftung und Verurteilung zu 15 Jahren Haft wegen "staatsfeindlichem Menschenhandel", u. a. inhaftiert in Berlin-Rummelsburg und in Bautzen II
1980 Freikauf durch die Bundesrepublik Deutschland
1980-1990 Mitgliedschaft in der CDU und in der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte 
seit 1999 Besucherreferent, u. a. in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
 

Dokumentarfilm

Nina Toussaint und Massimo Iannetta: Zersetzung der Seele. Lichtfilm Wolfgang Bergmann, 2002.

Kurzbeschreibung

Hartmut Richter verweigerte bereits als Schüler die Zusammenarbeit mit der SED. Er lehnte es ab, seinem Pionierleiter über seine Mitschüler Bericht zu erstatten oder der FDJ beizutreten. Als 13-Jähriger beobachtete er den Mauerbau in der Bernauer Straße und schwamm als 18-Jähriger durch den Teltow-Kanal nach West-Berlin, nachdem er zuvor zu einer Bewährungsstrafe wegen sogenannter "Republikflucht" verurteilt worden war. In West-Berlin angekommen, begann er zunächst Freunde und Verwandte aus der DDR herauszuholen. Auf den Transitstrecken zwischen Westdeutschland und Berlin gelangen 33 Menschen mit seiner Hilfe in den Westen, bis ein Kontrollposten 1975 seine Schwester im Kofferraum seines Autos entdeckte. Das Bezirksgericht Potsdam verurteilte ihn unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu 15 Jahren Gefängnis, von denen er fünf verbüßte, bevor er von der Bundesrepublik freigekauft wurde. In West-Berlin engagierte er sich bei der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte und warf Flugblätter über die Mauer. Heute arbeitet Richter für die "Vereinigung der Opfer des Stalinismus", hält Vorträge und begleitet Schüler- und Besuchergruppen in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Richters Biografie ist neben denjenigen von Jürgen Fuchs und Sigrid Paul das Thema des Dokumentarfilms „Zersetzung der Seele“.

 

Hartmut Richter im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern (Video):

Bei dem Projekt „Stimmen der Opposition“ führen Schülerinnen und Schüler Interviews mit einem Zeitzeugen. Es entsteht ein Bild der DDR-Bürgerrechtsbewegung, gesehen mit den Augen der heutigen Jugendlichen. Das Zeitzeugeninterview mit Hartmut Richter wurde veröffentlicht. Eine Kurzversion finden Sie hier.

Projekt der Deutschen Gesellschaft e. V., gefördert durch die Bundesstiftung Aufarbeitung.

Materialien

- Bericht von Hartmut Richter zum 50. Jahrestag des Mauerbaus für die Konrad-Adenauer-Stiftung über seine Beweggründe und die Flucht.

- Biografie von Hartmut Richter mit weiteren Materialien, Tonaufnahmen und Fotos auf der Internetseite der Gedenkstätte Berliner Mauer.

"So erinnerte sich der in der DDR aufgewachsene 'Jungpionier'", online unter: www.myheimat.de, August 2013.

- "Ich war der liebe Gott für die", Interview mit Hartmut Richter, auf der Seite von "155 Kilometer. Die Berliner Mauer neu erzählt".
 

Berichte

"28 Jahre Mauer konnte sich keiner vorstellen. Am 13. August 1961 begann die DDR, ihre Bürger einzusperren – zwei Zeitzeugen blicken zurück". Artikel von Hansjörg Friedrich Müller (Text) und Hannes Jung (Bilder), Neue Zürcher Zeitung, 13.08.2021.

"Bewegende Einblicke in die deutsch-deutsche Geschichte". Hartmut Richter besuchte das Haus Lutgen in Haaren und Schulen im Kreis Heinsberg. Aachener Zeitung, 20.01.2917.

"33 Menschen die Flucht ermöglicht". Die Jugendlichen am Gymnasium in Nidda waren beeindruckt von den Erzählungen von Hartmut Richter. Kreis-Anzeiger, 14.05.2015.

"Zeitzeuge für jüngere deutsche Geschichte". Bei einer öffentlichen Veranstaltung im Heinrich-Köppler-Haus war Hartmut Richter Gast der Kommunalpolitischen Vereinigung im CDU-Kreisverband Heinsberg. Aachener Zeitung, 21.01.2015.

"Scheißfreundliche Vernehmungen". Zeitzeugeninterview der 10d des Martin-Pollich-Gymnasiums mit Hartmut Richter. Abgedruckt in der Main Post, 07.11.2014.
 

Video-Interview

Kalter Krieg im Pionierlager

Nicht mehr bereit

Stoppt den Klassenfeind

Schwimmen statt Mauerbau

"Schutz" vor dem Klassenfeind

Der Haarschnitt durch die Stasi

Aus dem Zug geholt

Schwimmend in die Freiheit

15 Jahre für Fluchthilfe

Das Interview entstand im Rahmen des Projekts "Gedächtnis der Nation".

Hohenschönhausen

Ausschnitte aus dem freien Buchprojekt "Hohenschönhausen", entstanden im Rahmen der Freelens-Gemeinschaftsausstellung "Was bleibt - 20 Jahre nach der Wiedervereinigung" des Kölner Fotografen Ludolf Dahmen.