Zeitzeuge

Carmen Niebergall (vormals Stange)

Magdeburg, Sachsen-Anhalt
* 1955

Die deutsche Einheit ist etwas Historisches – und ich war ein Teil davon.

Themen
  • deutsche Einheit
  • Kunst/Kultur/Literatur
  • Parteien
  • Volkskammer
  • Umbruchserfahrungen seit 1989/90

Biografisches

1955 geboren in Schlagenthin/Sachsen-Anhalt
1962-1972 Allgemeinbildende Oberschule
1972-1974 Berufsausbildung zur Wirtschaftskauffrau bei der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft (BHG) Genthin
1973-1975 Tätigkeit in der BHG Genthin
1975-1978 Fachschulstudium „Ingenieurökonom für Rechnungswesen und Statistik“
1978-1980 Abteilungsleiterin in der Baustoffabteilung der BHG Genthin
1979 Eintritt in die CDU
1980-1987 Planungsleiterin und Ökonomische Direktorin im Volkseigenen Betrieb (VEB) Kreisbaubetrieb Genthin
1987-1989 Ökonomische Direktorin im Kreisrehabilitationszentrum Genthin
1990 Abgeordnete für die CDU in der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR
1990-1994 Staatssekretärin für Frauen- und Gleichstellungsfragen des Landes Sachsen-Anhalt in der Staatskanzlei mit Kabinettsrang
1994-2002 Abgeordnete des Landtages von Sachsen-Anhalt, Schwerpunkte: Frauen- und Gleichstellungspolitik, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik
seit 2002 selbstständige Unternehmerin, u. a. seit 2004 Inhaberin der Agentur „tourenreich – Architektur- und Kunstreisen Mitteldeutschland“
bis heute vielfältiges ehrenamtliches Engagement, u. a. zehnjährige Mitwirkung im Rundfunkrat des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Gründungsmitglied der Stiftung Rechtsstaat Sachsen-Anhalt e. V., stellvertretende Vorsitzende des Vereins der ehemaligen Landtagsabgeordneten Sachsen-Anhalt, Mitglied des Vereins der ehemaligen Volkskammerabgeordneten der CDU/DA-Fraktion, EU-Botschafterin für das weibliche Unternehmertum, Vorbildunternehmerin der Bundesrepublik Deutschland
 

Veröffentlichungen (Auswahl):

Interview von Alexandra Birkenhauer mit Carmen Niebergall: „Geht nicht, gibt’s bei mir nicht.“ in: Inter.Vista, Magazin von Studierenden des Studiengangs Journalismus an der Hochschule Magdeburg-Stendal, Heft 2, 2016.
Dr. Julia Glöckner: „Kennen Sie Langeoog?“, Beitrag über Carmen Niebergall in: Pelikan e. V. (Hrsg.): Versuchungen ...und kein bißchen Angst vor einflußreichen Männern. Dr. Ziethen Verlag, 1999.

Kurzbeschreibung

„Weil ich geboren wurde“ heißt das Kunstwerk von Martin Assig in der Krypta des Kunstmuseums Kloster „Unser Lieben Frauen“ Magdeburg und sein Hauptmotiv ist ein vielfach verschlungenes Band. Oft erinnert mich dieses Kunstwerk an meinen Lebensweg.
Aus politischem Protest wurde politische Verantwortung. Seit meiner Mitgliedschaft in der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR trug ich Mitverantwortung für die Gestaltung der deutschen Einheit. Zunächst bestand die Verantwortung in der Arbeit an unzähligen Gesetzen, die dieser Einheit ihre Grundlage geben sollten. Das Ländereinführungsgesetz gehört als eines der wichtigsten Gesetze dazu. Kurz danach, als Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellungsfragen, war ich beteiligt am Aufbau meines Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Ich erlebte die Auswirkungen des Vereinigungsprozesses auf die Wirtschaft, auf die Menschen und insbesondere die Frauen. Notlagen zu bekämpfen war jetzt vordringliche Aufgabe: Massenarbeitslosigkeit, die in der DDR totgeschwiegene Gewalt gegen Frauen. Hinzu kam der Einsatz für eine wirkliche Gleichberechtigung der Geschlechter in beiden Teilen des nur mühsam zusammenwachsenden Deutschlands mit jeweils unterschiedlichen Rollenbildern und Wertvorstellungen. Wieder waren es Gesetze und Verordnungen, die mich beschäftigten, vor allem aber viele Gespräche mit Frauen und auch Männern, geduldige Überzeugungsarbeit, um Veränderungen herbeizuführen. Das gelang häufig, aber auch Rückschläge waren zu verkraften.
Ich stehe für authentische Geschichtsvermittlung vor und nach der Friedlichen Revolution.