Zeitzeuge

Dr. Thomas Neubert

Speyer, Rheinland-Pfalz
* 1934
† 2021

Wir müssen lernen zu verzeihen, dürfen aber nicht vergessen.

Themen
  • politische Haft
  • Kirche
  • Flucht/Fluchthilfe
  • verstorbene Zeitzeugen

Biografisches

1934 geboren in Magdeburg
1951 als Gymnasiast in Magdeburg verhaftet, neun Monate Untersuchungshaft
1952 Verurteilung zu einem Jahr Gefängnis, Haftentlassung wegen Erkrankung
1952 Flucht nach Westdeutschland
Bis 1955 Behandlung einer während der Haft zugezogenen Lungen-TBC in Krankenhäusern und Heilstätten
1957 Abitur in Speyer
1957-1961 Medizinstudium
1961-2002 Arzt im Krankenhaus und 31 Jahre in eigener Praxis
Seit 2002 u.a. Tutor zur Unterstützung der Heimbeiräte in Pflegeheimen, Heimfürsprecher im Hospiz, Presbyter und Lektor in Gemeinde, Interviewer für Krebsforschungsinstitut, Mitglied des Seniorenbeirats

Dr. Thomas Neubert ist leider am 09.12.2021 verstorben.
 

Eigenständige Veröffentlichung:
Neubert, Thomas: Von der Schulbank ins Gefängnis. Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR in Sachsen-Anhalt, Magdeburg, 2003.

Kurzbeschreibung

Thomas Neubert engagierte sich als Jugendlicher in Magdeburg in der evangelischen Kirche, sang im Domchor und war in der Jugendarbeit tätig. Am 13. August 1951 wurde er im Alter von siebzehn Jahren verhaftet, weil er von einem Besuch in West-Berlin unter anderem die satirische Zeitung „Tarantel“ mitgebracht hatte. Verhört wurde er in der Danzstraße 1 in Magdeburg, dem Sitz der Sowjetischen Militäradministration. Um seine Solidarität mit Herrn Neubert zu bekunden, zog der Domchor vor das Gebäude und sang. Nach sechs Wochen wurde Thomas Neubert in das Gefängnis in Magdeburg-Sudenburg verlegt, wo schon sein Vater ein paar Jahre früher inhaftiert war, bevor er in sowjetische Speziallager, unter anderem nach Buchenwald kam. Wegen seiner Erkrankung wurde Thomas Neubert 1952 aus der Haft entlassen. Besonders beeindruckend war für ihn, wie intensiv seine Mutter in der Zeit seiner Haft von Freunden und Bekannten unterstützt wurde. Diese Solidarität war ein Grund dafür, dass er trotz der in Haft zugezogenen schweren Erkrankung optimistisch in die Zukunft blickte. Sein Vater wurde einige Monate nach ihm aus der Haft entlassen. Die Familie flüchtete 1952 in die Bundesrepublik.