Zeitzeuge

Yasser Muhammad

Weimar, Thüringen
* 1969

Die wahre Wüste ist nicht dort, wo der Sand liegt. Die wahre Wüste ist dort, wo viele Menschen leben und keiner von dem anderen etwas weiß.

Themen
  • Alltagserfahrungen
  • Umbruchserfahrungen seit 1989/90
  • Migrationserfahrungen
  • deutsche Einheit
Sprache
  • Englisch
  • Arabisch

Biografisches

1969 im Westjordanland geboren
1987 Abitur in Palästina
03.09.1988 Ankunft als Stipendiat in der DDR
1988-1989 Sprachkurs in Nordhausen
1989-1996 Studium des Bauingenieurwesens an der Hochschule für Architektur und Bauwesen (ab 1996 Bauhaus-Universität) in Weimar
1993 Mitgründer des Vereins „Freunde Palästinas e. V.“
1998-2000 Tätigkeit als Bauingenieur in Frankfurt a. M.
2001-2016 Umschulung und Tätigkeit als Netzwerkadministrator bei IBM in Erfurt
seit 2017 Tätigkeit als Bauingenieur (Bauüberwachung) bei einer bundesweit agierenden Firma mit Sitz in Weimar
seit 2021 Projektingenieur beim Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr
2015 Mitgründer des Vereins „Kulturbrücke Palästina Thüringen e. V.“
bis heute vielfältiges Engagement für Geflüchtete und interkulturellen Austausch
 

Veröffentlichung

Monika Kubrova: Yasser Muhammad, in: Carina Großer-Kaya/Monika Kubrova: „... die DDR schien mir eine Verheißung.“. Migrantinnen und Migranten in der DDR und in Ostdeutschland, Ammian Verlag für Regional- und Zeitgeschichte, Berlin 2022.

Kurzbeschreibung

Yasser Muhammad wuchs im heutigen Palästina auf.
Nach dem Abitur bewarb er sich von Jordanien aus für ein Stipendium im Ausland. Im September 1988 kam er mit wenig Gepäck und Vorwissen in der DDR an. Die Anfangszeit in Nordhausen, wo er die deutsche Sprache lernte, war nicht immer einfach. Neben dem ungewohnten Essen und der großen Entfernung zur Familie waren die Wohnheimverhältnisse eine Herausforderung.
Im Sommer 1989 zog er für ein Studium des Bauingenieurwesens nach Weimar um. Dort nahm Yasser Muhammad die Demonstrationen im Zuge der Friedlichen Revolution wahr und der weitgehend gewaltfreie Sturz des SED-Regimes beeindruckte ihn nachhaltig.
Die Umbrüche in den 1990er-Jahren erlebte er hautnah mit. Dozenten der Hochschule wanderten in den Westen ab und es war zunächst unklar, ob die Bundesrepublik sein Stipendium weiterführt. Außerdem kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Studierenden und Neonazis.
Als der Bauboom in Ostdeutschland abflaute, arbeitete Yasser Muhammad zeitweise in Hessen.
Heute ist er familiär, freundschaftlich und beruflich fest in der Region Weimar verwurzelt.
Seit vielen Jahren organisiert er ehrenamtlich interkulturelle Begegnungen und unterstützt Menschen im Alltagsleben, die aus anderen Ländern nach Deutschland gekommen sind.