Zeitzeuge

Roland Mey

Leipzig, Sachsen
* 1942

Der Funktionsmechanismus der DDR: Jeder war dagegen, aber alle haben es realisiert!

Themen
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • Parteien

Biografisches

1942 in Leutenberg, Thüringen geboren
1960 Abitur
1960-1985 Cellist im Klaviertrio „Für Himmel und Hölle“, gelegentlich zu Gottesdiensten in der Kirche, alljährlich zu vielen politischen Veranstaltungen unter der SED-Fahne
1965 Physik-Diplom in Jena
1965-1988 Lehrer für Physik und Mathematik an Leipziger Ingenieurschulen
1986-1989 Busfahrer der Leipziger Verkehrsbetriebe
1989 Pförtner und Nachtwächter
1989 Leipziger SDP mitaufgebaut, ab Frühjahr 1990 SPD
1989-1990 Mitglied im Bürgerkomitee Leipzig, Abteilung Betriebsräte/Gewerkschaften
1990-1992 Direktor der Volkshochschule Leipzig
1990-1994 Stadtverordneter von Leipzig, SPD-Fraktion
seit 1992 Rente und Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik
2001-2005 Friedensrichter der Stadt Leipzig

Informationen zu den Zeitzeugengesprächen von Roland Mey.


Veröffentlichungen (Auswahl)

Bücher und Broschüren:
- Roland Mey: Peinliche Defekte in der Aufarbeitung an der HfM, in: Günter Knoblauch (Hrsg.): Der Schrei. Ein Buch gegen das absichtliche Vergessen. Die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, Books on Demand, 2023.
- Roland Mey: Kurt Masur entzaubert. Ein Beitrag zur Leipziger Musikgeschichte, Eigenverlag, Leipzig 2019.
- Roland Mey: Der Schießbefehl am 9. Oktober 1989, Osiris-Druck, Leipzig, 6. Auflage 2014.
- Roland Mey: Humoresken aus der DDR, Osiris-Druck, Leipzig 2007.
- Roland Mey: Auferstanden aus Ruinen, Ditmar Gatzmaga u. a., Schüren Presseverlag, Marburg 1991.

Dokumentationen:
- "Gewerkschaften und Betriebsräte"
- "Das Aufeinandertreffen von Professionen und Visionen"

Diese Dokumentationen befinden sich in den Stadtarchiven Frankfurt a. M. und Leipzig, im Archiv Bürgerbewegung Leipzig (ABL), in den Archiven des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und der IG Metall sowie im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig.

Kurzbeschreibung

Roland Mey wurde 1942 in Leutenberg (Thüringen) geboren. Nach dem Abitur begann er 1960 ein Physikstudium und machte 1965 in Jena sein Diplom. Anschließend war er 23 Jahre lang als Fachschullehrer für Physik und Mathematik an Leipziger Ingenieurschulen tätig. Ab 1986 arbeitete er als Busfahrer. 1987 ließ er sich zum Berufskraftfahrer ausbilden, da er sich absichern wollte, falls er seine Lehreranstellung verlieren sollte. Er wurde im Frühjahr 1989 aus seinem Lehramt verdrängt und durfte nur noch als Pförtner, Nachtwächter und Gelenkbusfahrer arbeiten. Grund hierfür war seine regimekritische Haltung, die er zum Teil in öffentlichen Diskussionen einbrachte. Ab Herbst 1989 engagierte sich Roland Mey im Bürgerkomitee Leipzig, wo er für die Abteilung "Betriebsräte und Gewerkschaften" zuständig war. Außerdem gründete er die Regionalgruppe der neuen Sozialdemokratischen Partei (SDP) mit und saß von 1990 bis 1994 für die SPD im Leipziger Stadtrat.

Zeitzeugenberichte

Studieren in der DDR bedeutete auch, sich den gesellschaftlichen und politisch-ideologischen Zwängen zu stellen. Rainer Jork und Günter Knoblauch haben für die Publikation "Zwischen Humor und Repression - Studieren in der DDR. Zeitzeugen erzählen" (Halle/Saale 2017) die Erlebnisberichte von über 70 ehemaligen Studierenden gesammelt, die zeigen, wie in einer Diktatur Biografien geprägt, geformt oder gebrochen wurden.

Roland Mey berichtet in den Kapiteln "Für zwei Stunden im Hörsaal eingesperrt" und "Gebt diesem 'Ingenieur' ein Telefon und kein Papier" (S. 159-169) von seinen Erfahrungen als Student an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Rezension des Deutschlandfunks vom 16. Oktober 2017.