Zeitzeuge

Dr. Wolfgang Mayer

Erfurt, Thüringen
* 1950
† 2017

Die Flucht- und Ausreisebewegung war von oppositionellen Verhaltensweisen gekennzeichnet und muss auch als eine Bürgerrechtsbewegung gewertet werden, deren Kraft ausreichte, das SED-System zu stürzen.

Themen
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • politische Haft
  • Bildung/Erziehung
  • historische Aufarbeitung
  • Ausreise/Ausbürgerung
  • verstorbene Zeitzeugen

Biografisches

1950 geboren, Kindheit und Schule in Pausa/Vogtland, Abitur in Zeulenroda (Thüringen)
bis 1975 Pädagogikstudium an der Martin-Luther-Universität Halle (Abschluss: Diplomlehrer)
bis 1986 Lehrer an einer POS für Mathematik und Polytechnik in Ilmenau (Thüringen)
1986 Ausreiseantrag, sofortige fristlose Entlassung aus dem Schuldienst, Berufsverbot
1987-1988 Bildung einer oppositionellen Gruppe mit mehr als 50 überwiegend Ausreisewilligen
1988 Verhaftung durch das MfS nach der Besetzung der dänischen Botschaft in Ost-Berlin
März 1989 Ausweisung in die Bundesrepublik
1989-1990 Lehrer beim „Internationalen Bund“ in Frankfurt am Main
1991-1992 journalistische Tätigkeit bei der „Rheinzeitung“ Koblenz
1994-1995 Mitarbeiter der CDU-Bundesgeschäftsstelle in Bonn, Grundsatzabteilung: Politische Planung
1995 Wiedereinstellung in den Thüringer Schuldienst
1996-2002 Politikstudium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn mit anschließender Promotion (Philosophie, Erziehungswissenschaft, Psychologie)
2007 Übernahme in den höheren Dienst

Dr. Wolfgang Mayer ist leider am 02.10.2017 verstorben.
 

Eigenständige Veröffentlichungen (u.a.)

Mayer, Wolfgang: Flucht und Ausreise, Anita Tykve Verlag, Berlin: 2002.

Kurzbeschreibung

Wolfgang Mayer besetzte am 9. September 1988 zusammen mit 18 Freunden aus Ilmenau unter dem Motto „In Freiheit wollen wir uns wähnen, und zwar genauso wie die Dänen“ die dänische Botschaft in Ost-Berlin, unmittelbar vor dem Staatsbesuch des dänischen Ministerpräsidenten in der DDR. Am folgenden Tag räumte das MfS die Botschaft und nahm die Botschaftsbesetzer fest. Mayer wurde in die Untersuchungshaftanstalt nach Berlin-Hohenschönhausen überführt und anschließend zu drei Jahren Haft verurteilt. Die Strafe wurde nach internationalen Protesten und Medienberichterstattung zur Bewährung ausgesetzt. Kurz nach seiner Entlassung folgten 1989 die Aberkennung der DDR-Staatsbürgerschaft und die Ausweisung in die Bundesrepublik. Ab 1989 war Mayer zunächst als Lehrer beim „Internationalen Bund“ in Frankfurt am Main tätig. Im vereinigten Deutschland studierte er erst Politik, später Soziologie und promovierte 2002 zum Dr. phil. an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Außerdem ist er u.a. als Berufsschullehrer und Journalist tätig. Mayer hat über 100 Veröffentlichungen zum Thema publiziert und setzt sich als Referent verschiedener Stiftungen mit der Geschichte der DDR auseinander.