Zeitzeuge

Ute Leukert

Freiberg, Sachsen
* 1954

Immer noch fürchte ich mein Gewissen mehr als die Welt. (Sándor Márai)

Themen
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • deutsche Einheit
  • Kunst/Kultur/Literatur
  • Kirche

Biografisches

1954 in Eisenach geboren
1961-1971 Schulbesuch
1971-1973 Berufsausbildung zur Fachverkäuferin für Textilien
1971-1975 und 1978-1982 Tätigkeit als Fachverkäuferin
1973-1975 Abitur an der Volkshochschule Eisenach
1975-1978 Studium an der Handelshochschule Leipzig
1983-1990 Berufsausbildung und anschließende Tätigkeit als Taxator für Gebrauchtwaren
1989-1993 Berufsausbildung zur Laienpredigerin über den Kirchlichen Fernunterricht (KFU) Altenburg
1991-1993 Kaltmamsell
1993-2000 Magisterstudium der Kunstgeschichte, Literatur, Psychologie
2000-2001 Fachfrau für Frauenprojektarbeit
2000-2002 Mitarbeiterin der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Freiberg
2006-2007 Projektarbeit im Bereich Kultur und Geschichte in Freiberg
Bildungsarbeit in gewerkschaftlichen Einrichtungen, Schulen und Frauenprojekten sowie Mitarbeit an Kunst- und Literaturzeitschriften und zweijährige Tätigkeit im Fachgebiet "Gender Mainstreaming"
 

gesellschaftliche Aktivitäten und Ehrenämter

- Gründerin der Gruppe "Frauen für Frieden" Leipzig
- Mitglied im Synodalausschuss der Bezirkssynode Leipzig und im Arbeitskreis "Recht und Versöhnung"
- Frauen-Arbeitsgemeinschaft (AG) der Hans-Böckler-Stiftung
- AG Wort e. V. Freiberg und Sächsische Lyrikgesellschaft
- Forschung zum Zentralen Operativen Vorgang (ZOV) "Wespen"
- feministische Bildungsarbeit
- Gestaltung von künstlerischen Programmen, Lesungen, Künstlerkatalogen

Ute Leukert ist Trägerin des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
 

Veröffentlichungen

Lyrikband "umblaute Zeit", Peter Segler Verlag, Freiberg 2011.
Lyrikband "augenbaum", Passage-Verlag, Leipzig 2001.
Freiberger Lesehefte
Poesiealbum neu-Leipzig im Gedicht

Kurzbeschreibung

Seit März 1982 sah ein Wehrdienstgesetz in der DDR erstmals vor, Frauen bei einer Mobilmachung für Aufgaben in der Armee einzuberufen. Gegen dieses Gesetz und als Reaktion auf die zunehmende Militarisierung in der Gesellschaft, aber vor allem in der Erziehung, wendete sich Ute Leukert. Zusammen mit anderen Frauen gründete die 30-Jährige 1984 die Leipziger Gruppe „Frauen für den Frieden“. Die rund 15 Frauen trafen sich regelmäßig in der Jugendkapelle der Nikolaikirche. Gemeinsam bauten sie Kontakte zu anderen Gruppen auf und engagierten sich bei Friedensdekaden und kirchlichen Veranstaltungen. Sie beteiligte sich daran, mit Frauen-Kirchentagen und "feministischen Werkstätten" ein DDR-weites Netzwerk an aktiven Frauen zu entwickeln. Die Stasi beobachtete die Frauen und verhaftete einige von ihnen zeitweise. Gegen Ute Leukert lief bis 1989 eine „Operative Personenkontrolle“ der Staatssicherheit. Nach der Auflösung der Gruppe 1991 trat Ute Leukert dem Arbeitskreis „Recht und Versöhnung“ unter der Organisation von Pfarrer Rolf-Michael Turek bei und arbeitete die Geschichte der Frauengruppen in der DDR auf. Heute blickt sie auf mehrere Jahrzehnte zurück, in denen sie politisch aktiv war: "Ich habe immer versucht, selbst zu entscheiden, wie frei ich sein will und wie viel Kraft ich dafür einsetze. Meinen Widerstand in der DDR nahm ich zum Ausgangspunkt, um in die gesamtdeutsche Gesellschaft hineinzuwachsen. Anhand der Tatsachen meines Lebens versuche ich mir folgende Fragen zu beantworten: Wer bin ich? Was wollte ich wirklich? Was konnte ich wirklich? Wo war ich mir treu, wo untreu? Wo war ich tapfer, wo war ich feige?"

Informationen

"Frauengruppen unter dem Dach der Kirche" - Ab den 1980er Jahren gelang es den Frauenoppositionsgruppen ein anderes Frauenbild und ein anderes Gesellschaftsbild zu diskutieren. Text von Dr. Eva Sänger auf www.bpb.de.

"Die Frauen für den Frieden (Ost)" - Text von Ingried Miethe in "Horch und Guck", Heft 34/2001, S. 7-10.