Zeitzeuge

Claus Kurth

Buchloe, Bayern
* 1949

Jede Niederlage ist die Chance für einen Neuanfang.

Themen
  • politische Haft
  • Ausreise/Ausbürgerung
  • Freikauf
  • Alltagserfahrungen
  • Wirtschaft/Landwirtschaft

Biografisches  

1949 geboren in Neuermark
1956-1966 Besuch der Polytechnischen Oberschule
1966 bis Januar 1967 Lehrausbildung bei der Deutschen Seerederei zum Vollmatrosen, dann fristlose Entlassung wegen angeblicher „versuchter Republikflucht“
1967-1969 Ausbildung zum Elektromonteur
1969-1971 Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee
1971-1972 Außenmonteur im Volkseigenen Betrieb (VEB) Geräte- und Reglerwerk (GRW) Teltow
1972-1976 Fernstudium zum Ingenieurpädagoge Elektrotechnik
1972-1980 Tätigkeit in der Berufsausbildung im GRW Teltow und hauptamtliche Tätigkeit in der FDJ
1976 zwischenzeitliche Strafversetzung in die Produktion, weil weitere Bereitschaft zur Tätigkeit als FDJ-Sekretär fehlte
1980 fristlose Entlassung wegen Nichtteilnahme an einer Demonstration
1980-1984 Bauleiter bei der Einkaufs- und Liefergenosenschaft des Handwerks (ELG) Metall Potsdam-Babelsberg
April 1984 Verhaftung gemeinsam mit der Ehefrau
Mai 1984 Verurteilung zu 17 Monaten Haft wegen „illegaler Kontaktaufnahme“ (§ 219 Strafgesetzbuch der DDR)
Dezember 1984 Freikauf durch die Bundesrepublik Deutschland
1992 Gründung einer eigenen Firma
seit 2013 Rentner
 

Veröffentlichung  

Heidrun Budde: „Gestohlene Seelen“, Norderstedt 2008, beschreibt u. a. den Lebensweg der Familie von Claus Kurth, S. 189-283.

Kurzbeschreibung

Im Januar 1967 wurde ich wegen angeblicher „versuchter Republikflucht“ bei der Deutschen Seereederei Rostock fristlos entlassen. Trotzdem glaubte ich noch viele Jahre an die kommunistische Ideologie. Spätestens seit 1976 wurden die Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit für mich jedoch so offensichtlich, dass ich immer intensiver an meiner Haltung zweifelte. 1980 kam es zur offenen Konfrontation. Ich verweigerte mich diesem System. Die erneute fristlose Entlassung und die enormen Schwierigkeiten bei der Suche nach einer neuen Arbeit bestätigteten mich in meinem Zweifel. 1982 beantragten meine Frau und ich für unsere Familie die Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR und gerieten unter Beobachtung der Staatssicherheit. Wegen „illegaler Kontaktaufnahme“ wurden wir im Mai 1984 verurteilt, sieben Monate später kaufte die Bundesrepublik uns frei. Keine Sekunde lang haben wir unsere Entscheidung bereut, die DDR zu verlassen. Heute leben wir glücklich mit Kindern und Enkelkindern in Bayern.