Zeitzeuge

Wolfgang Dietrich Krause

Selm, Nordrhein-Westfalen
* 1954
† 2022

Jeder sollte sich fragen, ob wir den Mut immer ausrichten für die Freiheit. (Joachim Gauck, September 2010)

Themen
  • politische Haft
  • historische Aufarbeitung
  • verstorbene Zeitzeugen
  • Freikauf

Biografisches

30.05.1954
in Quedlinburg (Harz) geboren
1961 Einschulung und Verhaftung des Vaters wegen Kritik am Mauerbau in Berlin und der DDR-Wahl am 22.09.1961
1972 Abschluss der 10. Klasse an der Polytechnischen Oberschule (POS) und Beginn der Ausbildung
1972-1977 Tätigkeit als Kellner und Küchenleiter bei den „Mitropa-Schiffsgaststätten“ in Berlin-Treptow
1975 Stellung der ersten Ausreiseanträge, die abgelehnt wurden
19.11.1976 Protest gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann
03.07.1977 Stellung weiterer Ausreiseanträge, Berufsverbot
06.09.1977 Verhaftung wegen "staatsfeindlicher Hetze" und "Beeinflussung staatlicher Organe", MfS-Untersuchungshaft in Berlin-Pankow, Verurteilung wegen "staatsfeindlicher Hetze" zu zwei Jahren Haft
Januar bis Mai 1978 Haft im Zuchthaus Cottbus und im Zuchthaus Chemnitz (ehemals Karl-Marx-Stadt)
31.05.1978 Freikauf durch die Bundesrepublik Deutschland
1984-1990 deutschlandpolitischer Referent und Betreuung von Flüchtlingen und Übersiedlern aus der DDR
1989-1990 Ausbildung zum Sozialsekretär
1991-1995 Sachbearbeiter bei der "Stiftung für ehemalige politische Häftlinge" in Berlin-Marienfelde zur Anerkennung ehemaliger politischer Häftlinge
seit 2003 wohnhaft in Selm

Wolfgang Dietrich Krause ist leider am 11.01.2022 verstorben.
 

Veröffentlichung

Der Zeitzeugenbericht von Wolfgang Dietrich Krause „Verhaftung des Vaters – vom Helfer zum Leiter – Ausreiseanträge und Konsequenz – in Haft“ ist in dem Buch von Wolfgang Wietzker unter dem Titel „Flucht aus der DDR – Diktatur, 101 Zeitzeugenberichte“ im Helios Verlag Aachen erschienen und im Buchhandel unter ISBN: 978-3-86933-102-7 erhältlich.

Kurzbeschreibung

Wolfgang Dietrich Krause (geb. 1954 in Quedlinburg) ist gelernter Kellner und Sozialsekretär. Schon als Sechsjähriger musste er die SED-Willkür durch die Verhaftung seines Vaters wegen „staatsfeindlicher Propaganda“ in der elterlichen Wohnung miterleben. Der Küchenleiter auf einem Fahrgastschiff der „Weißen Flotte“ in Berlin stellte ab 1975 mehrere Ausreiseanträge, die alle abgelehnt wurden. Im November 1976 protestierte er öffentlich gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns und erhielt 1977 Berufsverbot. Im September 1977 erfolgte die Verhaftung und spätere Verurteilung wegen „staatsfeindlicher Hetze“ und „Beeinträchtigung staatlicher Maßnahmen“ zu einer Haftstrafe von zwei Jahren. Die Haftzeit verbrachte er in Cottbus und Chemnitz (ehemals Karl-Marx-Stadt). Im Rahmen des Häftlingsfreikaufs gelangte Wolfgang Dietrich Krause im Mai 1978 in die Bundesrepublik Deutschland.

Wolfgang Dietrich Krause im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern (Video):

Bei dem Projekt „Stimmen der Opposition“ führen Schülerinnen und Schüler Interviews mit einem Zeitzeugen. Es entsteht ein Bild der DDR-Bürgerrechtsbewegung, gesehen mit den Augen der heutigen Jugendlichen. Das Zeitzeugeninterview mit Wolf-Dietrich Krause wurde veröffentlicht. Eine Kurzversion finden Sie hier.

Projekt der Deutschen Gesellschaft e. V., gefördert durch die Bundesstiftung Aufarbeitung.

Berichte

Im Sommer 2014 spielte das Cottbuser Staatstheater "Fidelio" im Hof des ehemaligen Zuchthauses Cottbus. Die Aufführung von Beethovens "Rettungs- und Befreiungsoper" bildete den Höhepunkt des "Freiheits- und Demokratiefestes" des Menschenrechtszentrums Cottbus, das im früheren DDR-Gefängnis eine Gedenkstätte eingerichtet hat. Wolfgang Dietrich Krause ist nach 36 Jahren das erste Mal wieder an diesen Ort zurück gekehrt. In "Ich war dabei" erzählt er, wie es ihm dabei ergangen ist.

Zum "Tag der Deutschen Sprache" besuchte Wolfgang Dietrich Krause am 10. April 2014 das Varendonck College in Asten (Niederlande). Nicht nur die deutsche Sprache stand im Mittelpunkt, auch die deutsch-deutsche Geschichte wurde in einem Geschichtsworkshop behandelt. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiteten zunächst in Kleingruppen Aufgaben, anschließend beantworte Wolfgang Dietrich Krause ihre Fragen und berichtete von seinen persönlichen Erinnerungen an das Leben in der DDR. Der lokale Sender "SIRIS" hat den Tag in der Schule begleitet und einen kurzen Bericht und Fotos veröffentlicht.

"Wie ein zweiter Geburtstag" - Wolfgang Dietrich Krause schildert in dem Interview mit Kathrin Nolte seine Schulzeit in der DDR, Berufsverbot und Verhaftung. Er erzählt von seinem Freikauf und dem Neuanfang im Westen. Westfälischer Anzeiger Hamm, 18.10.2014.