Zeitzeuge

Andreas Helmut Kosmalla

Neuruppin, Brandenburg
* 1962
† 2022

Nun atmen wir wieder, wir weinen und lachen
die faule Traurigkeit raus aus der Brust.
Mensch, wir sind stärker als Ratten und Drachen.
Und hatten’s vergessen. Und immer gewusst. (Wolf Biermann)

Themen
  • Kirche
  • deutsche Einheit
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • Alltagserfahrungen
  • verstorbene Zeitzeugen
Sprache
  • Englisch

Biografisches

1962 geboren; aufgewachsen in einer Thüringer Pfarrersfamilie, bis 1969 in Denstedt bei Weimar, danach bis 1999 in Jena
1979 Abschluss der 10. Klasse an der Adolf-Reichwein-Oberschule II in Jena, mit Abitur im Fach Russisch
bis 1981 Berufsausbildung als Elektromechaniker beim Volkseigenen Betrieb (VEB) Carl Zeiss Jena
Mai 1984 bis Oktober 1985 Wehrdienst ohne Waffe als Bausoldat in Prora, Einsatz beim Bau des Fährhafens Mukran
bis 1987 Tätigkeit als Elektromechaniker beim VEB Carl Zeiss Jena
1985-1987 Abendschul-Teilabitur an der Volkshochschule Jena
1987-1997 Lehramtsstudium, bis 1990 als Diplomlehrer für Mathematik und Physik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, danach Studium an der Technischen Universität Berlin, ohne Abschluss
1992-2015 Tätigkeiten als Jugendbildungsreferent und Bildungsstättenleiter
2015 Hochschulabschluss als Politikwissenschaftler an der FernUniversität Hagen
seit Herbst 2015 Leiter eines Flüchtlingsheims im Landkreis Ostprignitz-Ruppin

Andreas Helmut Kosmalla ist leider am 22.11.2022 verstorben.
 

Engagement u. a. im Förderkreis Bausoldaten Prora e. V., im Alt-Freundeskreis der Evangelischen Schülerarbeit in Deutschland (Bund deutscher Bibelkreise e. V.) und im Freundes- und Förderkreis der Evangelischen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Hirschluch.

Kurzbeschreibung

Ich habe als Pfarrerskind aus Jena in den 1970er-Jahren typische Schwierigkeiten und Ausgrenzungen christlicher Schüler erlebt und wurde nicht zum Abitur zugelassen. Allerdings war ich auch in der FDJ und habe 1977 sowohl Jugendweihe als auch Konfirmation mitgemacht.
Seit der Schul- und Lehrzeit war ich in der kirchlichen Jugendarbeit engagiert, habe Junge Gemeinden mitgeleitet, bei vielen kirchlichen Schüler-Rüstzeiten (Freizeiten) und Veranstaltungen mitgearbeitet, im „kirchlichen Untergrund“ Musik gemacht und mich in der kirchlichen Friedensarbeit engagiert. Insbesondere habe ich in dieser Zeit diverse Aktionen und Akteure der „Jenaer Friedensbewegung“ miterlebt.
Nach meinem Wehrdienst als Bausoldat haben wir ab 1986 einen „Arbeitskreis Wehrdienstfragen“ beim Stadtjugendpfarramt Jena etabliert, der junge Wehrpflichtige mit Beratung und Trainingsseminaren unterstützt hat.
Während meines Studiums ab 1987 konnten wir an der Sektion Mathematik der Friedrich-Schiller-Universität Jena große Freiräume für selbstbestimmte „Perestroika-Aktivitäten“ nutzen. Ab Herbst 1989 war ich stark beim Neuen Forum Jena engagiert und bei der ersten Thüringer Landtagswahl 1990 Wahlkampfkoordinator für die Liste Neues Forum/Grüne.
Von 1990 bis 1992 habe ich im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Evangelische Schülerarbeit einen wichtigen Ost-West-Vereinigungsprozess in der kirchlichen Jugendarbeit mitverantwortet. Ab 1992 war ich mehr als 20 Jahre in der außerschulischen Jugendbildung bei kirchlichen und freien Trägern tätig und seit Herbst 2015 arbeite ich als Flüchtlingsheimleiter im nordwestlichen Brandenburg.