Zeitzeuge

Dr. Kathrin Kalies

Lübeck, Schleswig-Holstein
* 1963

Die Welt ist groß! Ich wollte Abenteuer und Reisen. Wenn ich hätte reisen dürfen, wäre ich dann gegangen?

Themen
  • Flucht/Fluchthilfe

Biografisches

1963 geboren in Halle
1981 Abitur in Halle
bis 1986 Studium der Biochemie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
1987 Flucht in die Bundesrepublik über die Sowjetunion und China
1989-1993 Promotion an der ETH in Zürich
1993-1995 Tätigkeit als Wissenschaftlerin an der Harvard Medical School in Boston
1995-1996 Tätigkeit als Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut in Berlin
1996-1998 Tätigkeit als Produktmanagerin bei MWG Biotech GmbH in Ebersberg
1998 Erziehungsurlaub
seit 2001 Arbeitsgruppenleiterin an der Universität Lübeck

Kurzbeschreibung

Wenn man jung ist, will man die Welt mit eigenen Augen sehen und verstehen lernen. Ich hatte eine tiefe Sehnsucht nach unbekannten Landschaften, Bergen, fernen Ländern und fremden Kulturen. So blieb ich in den Semesterferien, mit einem Visum, das eigentlich nur eine dreitägige Transitreise durch die Sowjetunion erlaubte, illegal sechs Wochen und besuchte exotische Länder wie Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan und Usbekistan. 1987 konnten meine Freunde und ich eine dieser Reisen bis nach Peking und Lhasa ausweiten. Damit nicht genug! Wir wollten weiter, nach Hong Kong, am liebsten bis in die USA. Alle anderen Europäer durften über die chinesisch-britische Grenze, nur wir mit unseren DDR-Pässen nicht! Daraufhin tauschten wir in Peking unsere DDR-Pässe in bundesdeutsche Pässe, und konnten somit für uns bis dahin unerreichbare Länder besuchen. So erlebte ich den Untergang der DDR 1989 von der Ferne aus in Zürich. Nach einem weiteren zweijährigen Auslandsaufenthalt in Boston war die Möglichkeit, in alle Länder reisen zu können, zu einer Normalität geworden, die ich nie wieder missen möchte. Ein Bericht über eine meiner Reisen durch die Sowjetunion wurde veröffentlicht in „Unerkannt durch Freundesland“ (Lukas-Verlag, 2012).