Zeitzeuge

Gerold Hildebrand

Berlin, Berlin
* 1955

Eineindeutig: Eine Gesellschaftsordnung wird genau dann menschenfeindlich, wenn sie einen Lebensstil unmöglich macht, der nicht menschenfeindlich ist.

Themen
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • Kirche
  • Medien

Foto: Dirk Vogel

Biografisches

1955 geboren in Lauchhammer, aufgewachsen in Ruhland
1973 Abitur und Verweigerung des Grenzdienstes in der Nationalen Volksarmee (NVA), in der Folge Studienplatzverlust
ab 1976 Hilfskrankenpfleger an der Universitätsklinik Jena, später Krankenpfleger in Ost-Berlin
Mitarbeit in der Jungen Gemeinde in Jena-Stadtmitte (Offene Arbeit)
ab 1982 Mitarbeit in Friedenskreisen
1986-1999 Mitarbeit in der Umwelt-Bibliothek der Zionsgemeinde in Ost-Berlin
1989 Mitarbeit bei der Kontakttelefongruppe in der Gethsemanegemeinde
1990 Verwaltungsangestellter
1993 Pressereferent beim Bundesverband Neues Forum
1995 Archivmitarbeiter (Robert-Havemann-Archiv und Matthias-Domaschk-Archiv)
1997-2005 Studium der Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin
2004 Mitorganisator des ersten Bausoldatenkongresses in Berlin
2007-2013 Redakteur der Aufarbeitungszeitschrift „Horch und Guck“
2009-2010 Zeitzeugenführungen durch die Ausstellung der Robert-Havemann-Gesellschaft zur Friedlichen Revolution auf dem Alexanderplatz in Berlin
seit März 2021 im Ruhestand 

Kurzbeschreibung

Gerold Hildebrand verlor seinen Studienplatz im Fach Stomatologie an der Humboldt-Universität, weil er sich während seines Aufenthaltes in der Nationalen Volksarmee weigerte, seinen Dienst an der innerdeutschen Grenze anzutreten. Im Anschluss arbeitete er in einem evangelischen Pflegeheim in Templin und ab 1976 im Universitätsklinikum Jena. Er engagierte sich in der Offenen Arbeit der Jungen Gemeinde Jena-Stadtmitte sowie in Lesekreisen und sammelte Unterschriften für den Aufruf von Künstlern gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns. 1982 zog er nach Ost-Berlin, arbeitete in Friedenskreisen, u. a. an der Samaritergemeinde, mit und organisierte die Reihe „Künstler in Aktion gegen den Hunger in Afrika" in der evangelischen Kirche Friedrichsfelde. Außerdem arbeitete er ab 1986 in der Umwelt-Bibliothek in der Zionsgemeinde in Ost-Berlin mit, gab die Zeitschrift „BeKenntnis" mit heraus und war an einem DDR-weiten Offenen Arbeitskreis zum Wehrpflichtproblem, der vom Seminar „Frieden konkret“ ausging, beteiligt. Ab 1989 war er Mitorganisator von Fürbitt-Gottesdiensten für die in Leipzig inhaftierten Demonstranten und Mitinitiator der Mahnwache an der Gethsemanekirche in Ost-Berlin. Das MfS verhörte ihn mehrfach, u. a. wegen „staatsfeindlicher Gruppenbildung“ und führte ab 1975 bis 1989 mehrere Operative Vorgänge gegen ihn.
Ab 1997 studierte er Sozialwissenschaften (Diplom). Er führte u. a. als Zeitzeuge durch Ausstellungen zur Friedlichen Revolution in Berlin, schrieb verschiedene Artikel zu Aufarbeitungsthemen (beispielsweise in der Zeitschrift der Geschichtswerkstatt Jena), war Redakteur der Aufarbeitungszeitschrift „Horch und Guck“ und Mitarbeiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen in der politischen Bildungsarbeit.