Zeitzeuge

Joachim Heise

Nordhausen, Thüringen
* 1944

Wer stets nur tut, was er kann, wird immer bleiben, was er ist!

Themen
  • politische Haft
  • Freikauf
  • Alltagserfahrungen

Biographisches

1944 in Erfurt geboren
1950-1958 Besuch der Grundschule in Nordhausen
1958-1962 Besuch der Kinder- und Jugend-Sportschule Nordhausen, Abitur
1963 Berufsabschluss Maschinenbauer
1966 Hochzeit, Kinder 1971 und 1978
1973 Abschluss an der Bergakademie Freiberg als Diplom-Ingenieur
1980 Ausreiseantrag mit der Familie
1983 Verhaftung durch die Staatssicherheit, Untersuchungshaft in Erfurt
1983-1984 Zuchthaus Cottbus, Freikauf durch die Bundesrepublik
lebt seit 2002 in Nordhausen

Kurzbeschreibung

Joachim Heise verbrachte seine Kindheit und Jugend ab 1948 in Nordhausen. Erste Brüche in seiner Sozialisation ergaben sich durch Anfeindungen in der Grundschule. Sein Vater war Architekt und Joachim ließ sich 1958 konfirmieren. Gegen Ende der Oberschulzeit, während des Studiums, als junger Ingenieur und im Ehrenamt änderte sich Heises Blick auf die DDR. Er  kritisierte die Allmacht der SED in betrieblichen Fachbereichen, die Heuchelei beim Umgang mit dem sozialistischen Wettbewerb, die Reglementierung der Freizeit, die Versorgungsprobleme und andere Alltagsprobleme. Eine Auseinandersetzung mit der Kampfgruppe und deren Folgen zwangen Heise zur Abkehr von der DDR. 1980 stellte die Familie Heise einen Antrag auf Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland. Besuche in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in der DDR und ein Hungerstreik führten 1983 zur Verhaftung durch die Staatssicherheit. Wegen Nachrichtenübermittlung (§ 99 Starfgesetzbuch (StGB) der DDR), Agententätigkeit (§ 100 StGB der DDR) und Widerstand gegen die Staatsgewalt (§ 214 StGB der DDR) verurteilte ihn das Bezirksgericht Erfurt am 05.09.1983 zu drei Jahren Zuchthaus. Am 14. Juni 1984 gehörte er mit ca. 80 weiteren ehemaligen politischen Häftlingen zu dem Personenkreis, der aus dem Stasi-Gefängnis im damaligen Karl-Marx-Stadt nach Gießen fuhr. Nach 18 Jahren in Hessen kehrte er 2002 nach Nordhausen zurück.

Im Rahmen eines Schulprojekts berichtet Joachim Heise den Schülern von seinem Leben in der DDR, dem Versuch auszureisen sowie der anschließenden politischen Haft.

Bericht

"Die Nordhäuser Stasi am Beispiel eines Ausreiseantrages" - Joachim Heise über die Staatssicherheit in Nordhausen und über die Konsequenzen, die ein Ausreiseantrag aus der DDR mit sich brachte. Thüringer Allgemeine, 19.11.2015.