Zeitzeuge

Harald Hauswald

Berlin, Berlin
* 1954

Ich bin neugierig auf die Welt!

Themen
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • Kirche
  • Kunst/Kultur/Literatur
  • Staatssicherheit
  • historische Aufarbeitung
  • Jugendkultur

Biografisches

1954 in Radebeul bei Dresden geboren
1970-1971 Fotografenlehre, Abbruch
1971-1973 Arbeit als Industrieanstreicher, Aufzugsmonteur, Gerüstbauer, Rocktechniker
1974-1976 ungelernter Fotograf an der Technischen Universität (TU) Dresden
1976 Gesellenprüfung als Fotograf
1978 Übersiedlung nach Berlin, Telegrammbote, Heizer, Restaurator, Laborant am Deutschen Theater
1981-1989 Fotograf in der Stephanus-Stiftung
1989 Aufnahme in den "Verband Bildender Künstler der DDR"
seit 1990 Gründungsmitglied von OSTKREUZ Agentur der Fotografen GmbH
1997 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes
seit 2000 Zeitzeugentätigkeit an Schulen in Verbindung mit eigenen Ausstellungen und Filmvorführungen
2004 fünfmonatige Reportagereise und anschließende Wanderausstellung "Mythos Osteuropa" mit Fotografien aus Litauen, Polen, Tschechien, Ungarn und Rumänien
2006 Verleihung des "Einheitspreises - Bürgerpreis zur Deutschen Einheit" im Bereich Medien
2011 Lehrtätigkeit an der Kunsthochschule Weißensee in Berlin
 

Ausstellungen

Mehr als 250 Einzelausstellungen u. a. in der DDR, Bundesrepublik Deutschland, in den USA, in Frankreich, der Schweiz, Italien, den Niederlanden. Weltweite Wanderausstellungen mit der Agentur Ostkreuz.
 

Bücher (Auswahl)

"Ost-Berlin - Die verschwundene Stadt", 2017.
"Harald Hauswald - Goodbye Ostberlin", 2016.
"Vor Zeiten - Alltag im Osten. Fotografien 1976-1990, 2013.
"Ferner Osten. Fotografien 1986-1990", 2013.
"Auferstanden aus Ruinen", 2009.
"Ultras, Kutten, Hooligans - Ostberliner Fußballfans", 2007.
"Alexanderplatz - Fotografische und literarische Erinnerungen", 2007.
"Gewendet - Vor und nach dem Mauerfall: Fotos und Texte aus dem Osten", 2006.
"Die DDR wird 50 - Texte und Fotografien", 1998.
"Die dritte Halbzeit - Hooligans in Berlin-Ost", 1998.
 

Dokumentarfilme

"Foto: "Ostkreuz", 2014.
"Zwischen Liebe und Zorn - Harald Hauswald, Fotograf", 2011.
"Radfahrer - Die Überwachung des Fotografen Harald Hauswald durch die Stasi", 2009.
 

Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften

GEO, Die Zeit, Zeit-Magazin, Das Magazin, Berliner Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Merian, Stern, European Travel and Life, Feinschmecker, ADAC Reisemagazin, TIP, taz, My Life, Focus u. a.

Kurzbeschreibung

In den 1980er-Jahren zog Harald Hauswald durch Ost-Berlin und fotografierte, was ihm vor die Linse kam. Er knipste, was andere Fotografen übersahen oder für uninteressant hielten: kleine Szenen des Alltags, einsame und alte Menschen, verliebte junge Pärchen, Rocker, Hooligans und junge Leute, die sich in der Kirche für Frieden und Umweltschutz einsetzten. Natürlich fotografierte Harald Hauswald auch verfallene Fassaden, verkommene Eckkneipen und Schlangen vor Lebensmittelläden.
Man traf sich in Wohnungen zu Lesungen, auf Hinterhoffesten, bei Country-Festivals oder in Kellern zu Punk-Konzerten. Harald Hauswalds Reportagebilder über das Leben in der DDR wirkten damals nur wie eine Bestätigung einer Realität, heute sind sie anschauliche Zeugnisse einer untergegangenen Welt. Seine Fotografie war weniger subversiv als vielmehr eine Liebeserklärung an die Menschen in der DDR. „Im Mittelpunkt steht der Mensch“ hatte einer der Grundsätze des Sozialistischen Realismus gelautet. Harald Hauswald verwirklichte diesen Anspruch auf ganz eigene Weise. Dafür bekam er keinen staatlichen Kunstpreis, sondern Ärger mit den SED-Behörden und der Stasi. Den Sicherheitsorganen der DDR missfielen diese Einblicke, die den Eigensinn herausstellten. Harald Hauswalds Bilder wurden damals vorwiegend durch die westdeutsche Presse bekannt. 1985 war gegen ihn ein Haftbefehl mit vier Anklagepunkten ausgestellt worden: „Weitergabe nicht geheimer Nachrichten“, „Agententätigkeit“, „staatsfeindliche Hetze“ und „Devisenvergehen“. Doch mit dem Vermerk „Aus politischen Gründen im Moment nicht ratsam“ wanderte das Papier wieder in die Akten. Leuten wie ihm schlug damals viel Ablehnung entgegen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Seit 1990 ist er erfolgreicher Mitbegründer der Fotoagentur Ostkreuz, 1997 wurde Harald Hauswald mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Plakatausstellung: Voll der Osten. Leben in der DDR

Eine Fotoausstellung von Harald Hauswald mit Texten von Stefan Wolle. Herausgegeben von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und OSTKREUZ Agentur der Fotografen.

OSTKREUZ Agentur der Fotografen und die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur laden mit der Ausstellung „Voll der Osten. Leben in der DDR“ zu einer Bilderreise in die Zeit der Teilung ein. Gezeigt wird eine ungeschminkte DDR-Realität, an die sich heute selbst Zeitzeugen kaum mehr erinnern. Die Ausstellung präsentiert auf 20 Tafeln über 100 bekannte und unbekannte Fotos von Harald Hauswald. Die Texte der Ausstellung hat der Historiker und Buchautor Stefan Wolle verfasst, der wie der Fotograf in der DDR aufgewachsen ist. Die Ausstellungstafeln verlinken mit QR-Codes zu kurzen Videointerviews im Internet, in denen der Fotograf darüber berichtet, wie und in welchem Kontext das jeweils zentrale Foto der Tafel entstanden ist.

Die Schau steht ab Februar 2018 als Poster-Set im Format DIN A1 für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit zur Verfügung und kann ab sofort zu einer ermäßigten Schutzgebühr vorbestellt werden. Die Ausstellung ist das ideale Medium, um in Schulen und an öffentlichen Orten – etwa in den Foyers von Rathäusern, in Volkshochschulen, Stadtbibliotheken oder Kirchen – dazu einzuladen, den Alltag in der DDR der achtziger Jahre kennen zu lernen.

Harald Hauswald stellt sich zudem zur Präsentation der Ausstellung für Zeitzeugengespräche und für Eröffnungsveranstaltungen zur Verfügung.

Didaktische Materialien

Zur Auseinandersetzung mit der Ausstellung bieten wir kostenloses Begleitmaterial mit drei Einstiegsmodulen (davon eins in leichter Sprache) und fünf Arbeitsblättern. Wenn Sie die Materialien ändern möchten, können Sie auf Grundlage dieser Word-Vorlage [60 KB] eigene Module und Arbeitsblätter erstellen. In diesem Fall würden wir uns über ein Belegexemplar an buero[at]bundesstiftung-aufarbeitung.de freuen.

Foto: © Harald Hauswald/OSTKREUZ