Zeitzeuge

Steffen Gresch

Karlsruhe, Baden-Württemberg
* 1965

Siebzehn Millionen Menschen … „Sie wollen nicht über die Mauer – nein, wohl eher gen Himmel! Denn angesagt ist kalter Schauer: Für die rosaroten Lümmel!“ (1985) Sequenz aus einem Song zur Gitarre von Steffen Gresch

Themen
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • Kunst/Kultur/Literatur
  • Mauerfall 9. November 1989
  • Ausreise/Ausbürgerung
  • verstorbene Zeitzeugen
Sprache
  • Englisch

Biografisches

1965 in Quedlinburg geboren
1982-1984 technische Berufsausbildung in einem Chemiewerk bei Halle (Saale) – engagiertes künstlerisches Arbeiten in einer Jugendtheatergruppe
1984-1985 pflegerische Tätigkeit in einer Leipziger medizinischen Einrichtung – Verfassen und Singen systemkritischer Lieder in dieser Zeit
1986-1987 Ausreiseantrag – Raumpfleger und Bote bei einer kirchlichen Studienanstalt in Leipzig – Organisation und Durchführung oppositioneller Zusammenkünfte und Veranstaltungen
1987 Übersiedlung nach West-Berlin

Ich lebe schon seit langer Zeit im Südwesten der Bundesrepublik Deutschland. Ich habe einen künstlerischen Schwerpunkt, der im Schauspiel liegt. Vorwiegend aber halte ich Lesungen, schreibe Dramen und Prosatexte.

Steffen Gresch ist leider am 03.10.2023 verstorben.

Kurzbeschreibung

Im  Februar 1986 stellte ich in Leipzig-Süd einen „Ausreiseantrag mit Entlassung aus der DDR-Staatsbürgerschaft“. Von nun an begann für mich die Zeit des Wartens. Meinen Freunden verheimlichte ich meine Entscheidung nicht. Es ging mir darum, eine Verbindung aufzubauen zwischen Menschen, deren Meinungsfreiheit ein Herzensanliegen ist. Eine Lesung, die ich bei mir zu Hause organisierte und bei der Peter Grimm und ich u. a. die Oppositionszeitung „Grenzfall“ vorstellten, war der Auftakt einer fruchtbaren Kooperation zwischen Ost-Berlin und Leipzig. Es kam zu regelmäßigen Treffen. Wir suchten geeignete Räumlichkeiten und strukturierten den Ablauf der Veranstaltung. Am 24. Mai 1987 war es soweit: Im Keller der Leipziger Michaeliskirche präsentierte sich unsere ArbeitsgruppeMenschenrechte“ erstmals in der Öffentlichkeit. Die Performance „Ich bin soo frei!!! – Das Menschenrecht Meinungsfreiheit im Gespräch“ fand große Resonanz. Die weiteren Entwicklungen konnte ich nicht mehr persönlich mitverfolgen: Die Staatsmacht erwirkte 1987 meinen „Umzug“ (Grenzbeamtenjargon) nach West-Berlin. Und plötzlich war ich in Marienfelde.

 

Steffen Gresch im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern (Video):

Bei dem Projekt „Stimmen der Opposition“ führen Schülerinnen und Schüler Interviews mit einem Zeitzeugen. Es entsteht ein Bild der DDR-Bürgerrechtsbewegung, gesehen mit den Augen der heutigen Jugendlichen. Das Zeitzeugeninterview mit Steffen Gresch wurde veröffentlicht. Eine Kurzversion finden Sie hier.

Projekt der Deutschen Gesellschaft e. V., gefördert durch die Bundesstiftung Aufarbeitung.