Zeitzeuge

Gilbert Furian

Fürstenwalde, Brandenburg
* 1945

Ich möchte einen möglichst komplexen Blick auf die DDR-Geschichte vermitteln. Wo Schuld eingeräumt wird, kann es auch Versöhnung geben.

Themen
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • Runder Tisch
  • Kunst/Kultur/Literatur
  • politische Haft
  • Freikauf

Biografisches

1945 in Görlitz geboren
1967 Philosophiestudium an der Karl-Marx-Universität in Leipzig
1970 Exmatrikulation aus politischen Gründen
1971 Umzug nach Ost-Berlin, Sachbearbeiter für Inventuren und Versicherung im Volkseigenen Betrieb (VEB) Wärmeanlagenbau
1985 Verurteilung wegen „ungesetzlicher Verbindungsaufnahme“
1986 Freikauf durch die Bundesrepublik Deutschland
1989 Teilnahme am Runden Tisch in Berlin-Prenzlauer Berg für das Neue Forum
1990 Mitglied der Gesetzgebungskommission Rehabilitierung bei der letzten DDR-Volkskammer für die "Initiative Frieden und Menschenrechte" (IFM)
seit 2000 Besucherreferent in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Autor
 

Veröffentlichungen

Furian, Gilbert: Auch im Osten trägt man Westen – Punks in der DDR, und was aus ihnen geworden ist. Berlin: Archiv der Jugendkulturen, 1999.

Furian, Gilbert: Mehl aus Mielkes Mühlen – Politische Häftlinge und ihre Verfolger. Berlin: zba Buch, 2009.

Kurzbeschreibung

Gilbert Furian war Mitglied der Evangelischen Jungen Gemeinde und wurde deshalb 1961 aus der FDJ ausgeschlossen. Damit war es ihm nicht möglich, das angestrebte Dolmetscherstudium aufzunehmen. Er machte eine Lehre als Verkehrskaufmann, absolvierte seinen Grundwehrdienst bei der Nationalen Volksarmee (NVA) und studierte anschließend Philosophie, bis er 1970 wegen einer Stellungnahme gegen den Einmarsch der Warschauer Vertragsstaaten in die CSSR exmatrikuliert wurde. 1982 interviewte er Ost-Berliner Punks und versuchte, das Material auch Freunden im Westen zukommen zu lassen. Dafür verurteilte ihn das Stadtbezirksgericht Berlin-Lichtenberg 1985 wegen „Anfertigens von Aufzeichnungen, die geeignet sind, den Interessen der DDR zu schaden" zu zwei Jahren und zwei Monaten Freiheitsentzug. 1986 wurde er durch die Bundesrepublik freigekauft, entschied sich aber für den Verbleib in der DDR. 1989 gründete er innerhalb der "Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM) die „Projektgruppe Politische Justiz in der DDR " und vertrat das Neue Forum am Runden Tisch im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. 1987 heiratete er die Pastorin Katharina Furian, 1989 und 1993 kamen ihre beiden Söhne zur Welt. Heute führt Gilbert Furian Besucherinnen und Besucher durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und die Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus. 

 

Gilbert Furian im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern (Video):

Bei dem Projekt „Stimmen der Opposition“ führen Schülerinnen und Schüler Interviews mit einem Zeitzeugen. Es entsteht ein Bild der DDR-Bürgerrechtsbewegung, gesehen mit den Augen der heutigen Jugendlichen. Das Zeitzeugeninterview mit Gilbert Furian wurde veröffentlicht. Eine Kurzversion finden Sie hier.

Projekt der Deutschen Gesellschaft e. V., gefördert durch die Bundesstiftung Aufarbeitung.

Unterrichtsmodule

Die Unterrichtsmodule zum Thema "Bürgerrechtsbewegung" und "Kunst und Kultur" beinhalten Anregungen zur Vor- und Nachbereitung von Zeitzeugengesprächen zu diesem Thema im Unterricht und für eine Begegnung mit Gilbert Furian. Die Module "Arbeit am Begriff Zeitzeuge“ und "Zeitzeugenbegegnungen" können in der Vor- und Nachbereitung der jeweiligen Unterrichtseinheiten zum Einsatz kommen.

Berichte

"Gefangen im Stasi-Land" - Gilbert Furian berichtet von seiner Haftzeit in der MfS-Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen, kurier.at 2.10.2016.

"Zeitzeuge berichtet in der Edertalschule von der Stasi": Gilbert Furian war in Frankenberg Gast bei 90 Schülerinnen und Schülern der Edertalschule. HNA, 28.01.2015.

"Vom Versuch, Stasi-Verbrechen zu verstehen" - Gilbert Furian zu Gast bei der Studentengemeinde Cottbus. Lausitzer Rundschau, 8.11.2014