Zeitzeuge

Renate Ellmenreich

Nürnberg, Bayern
* 1950

In nichts nachgeben, was die Gerechtigkeit betrifft und auf nichts verzichten, was die Freiheit angeht. (Albert Camus)

Themen
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • Kirche
  • historische Aufarbeitung
  • Ausreise/Ausbürgerung
  • Staatssicherheit
Sprache
  • Englisch

Biografisches

1950 geboren in Oranienburg
1968 Abitur
bis 1973 Studium der Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin
1974-1980 Vikariat und Pfarramt in Thüringen
1974-1980 Mitarbeit in oppositionellen Gruppen, etwa in der Jungen Gemeinde (JG) Jena-Stadtmitte und in Lesekreisen
1980 Übersiedlung nach Frankfurt am Main
1981-1993 Pfarrerin in Frankfurt am Main
1993-1999 Mitarbeiterin in der Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU)
in Gera
1999-2004 Mitarbeiterin der EYN-Kirche in Nigeria
2005-2015 Pfarrerin in Mainz
seit 2015 im Ruhestand
ab September 2023 einjähriger Aufenthalt in Beirut/Libanon – In dieser Zeit kann Renate Ellmenreich leider nicht in Deutschland als Zeitzeugin tätig sein.

Kurzbeschreibung

Ich war weder bei den Pionieren, noch in der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und nahm auch nicht an der Jugendweihe teil – trotzdem konnte ich das Abitur machen und studieren, weil ich ein sogenanntes „Arbeiter- und Bauernkind“ war.
Schon in der Schule war ich im Jahr 1965 das erste Mal mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) konfrontiert. Ein Stasi-Mitarbeiter verhörte Schüler einzeln im Zimmer der Direktorin, weil Plakate in Klassenzimmern aufgehängt worden waren, die an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 erinnerten. Wegen meiner Mitarbeit in der Jenaer Jungen Gemeinde (JG)-Stadtmitte und in diversen oppositionellen Kreisen wurde die Verfolgung durch das MfS immer stärker, sodass ich mich schließlich einer angebotenen Übersiedlung in den Westen nicht mehr verweigerte. Auch nach der Ausreise blieb ich in Kontakt mit oppositionellen Kreisen in der DDR und engagierte mich in westdeutschen Friedens- und Menschenrechtsgruppen.
1981 kam der Vater meiner Tochter, Matthias Domaschk, in der Stasi-Untersuchungshaft in Gera ums Leben. Die Wahrheit über die Umstände dieses Todes ist bis heute nicht aufgeklärt.
1990 gründete ich den Landesverband „Rhein-Main“ von „Demokratie Jetzt“, den einzigen im Westen.
Durch meine Mitarbeit in der Stasi-Unterlagen-Behörde lernte ich, viele der Ungerechtigkeiten in der DDR aufzudecken und zu verarbeiten.