Zeitzeuge

Dr. Karsten Dümmel

Saarbrücken, Hamburg · Baden-Württemberg · Berlin · Sachsen · Thüringen · Saarland
* 1960

(...) Sklaverei ertrag ich nicht / Ich bin immer ich / Will mich irgend etwas beugen / Lieber breche ich. (...) (Ingeborg Bachmann)

Themen
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • Ausreise/Ausbürgerung
  • Freikauf
  • Kirche

Biografisches

1960 in Zwickau geboren
1976 Gründungsmitglied des oppositionellen Arbeitskreises „Kunst und Kirche“ in Schlema (Aue) – 1977 Verbot des Arbeitskreises
1980-1984 Bewerbung um ein Studium der Literaturwissenschaften in Leipzig und Berlin
1983-1988 Leiter mehrerer Friedens- und Menschenrechtsarbeitskreise der evangelischen Kirche Gera-Lusan
1984 erster Antrag auf Ausreise aus der DDR – 56 weitere folgten
1985 "Disziplinierungsmaßnahme" des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in der Untersuchungshaft in Gera
1988 Freikauf in die Bundesrepublik Deutschland
1989-1996 Studium und Promotion
seit 1997 in der politischen Erwachsenenbildung und der Entwicklungshilfe tätig
2001 Arbeitsaufenthalt in den USA
2004-2008 Arbeitsaufenthalt im Senegal und in Mali
2012-2014 Arbeitsaufenthalt in Kenia
2014-2018 mehrere Gastprofessuren zum Thema transitional justice an den Universitäten Mostar, Sarajevo, Pale, Bihac
bis Ende 2018 Arbeitsaufenthalt in Bosnien und Herzegowina
seit 2019 Arbeit im Saarland und Leben in Frankreich

Dr. Karsten Dümmel kann als Zeitzeuge im Saarland, in Baden-Württemberg, Hamburg, Berlin, Sachsen und Thüringen angefragt werden.
 

Veröffentlichungen

Dümmel, Karsten und Piepenschneider, Melanie (Hg.): Was war die Stasi? Einblicke in das
Ministerium für Staatssicherheit, 6. überarbeitete Auflage, Berlin 2019.

Dümmel, Karsten: Strohblumenzeit. Roman, Berlin 2014.

Dümmel, Karsten: Grenzverletzung – Eine Novelle oder Das Beben von Berlin, Hamburg 2011.

Dümmel, Karsten: Nachtstaub und Klopfzeichen oder Die Akte Robert, Berlin 2007.

Karsten Dümmel absolvierte, nachdem seine Delegierung zur Erweiterten Oberschule (Gymnasium) zurückgezogen worden war, eine Ausbildung zum Elektromechaniker. Als Leiter verschiedener kirchlicher Arbeitskreise begann das MfS schon frühzeitig, mit Zersetzungsmaßnahmen gegen ihn vorzugehen. Obwohl er das Abitur über den zweiten Bildungsweg ablegte, wurde ihm aus politischen Gründen ein Studienplatz verwehrt. Daraufhin stellte Dümmel 1984 einen Ausreiseantrag. Die Konsequenz war eine verordnete Arbeitsplatzbindung als Fensterputzer, Gebäudereiniger und Hilfsarbeiter. Zudem verhängte das MfS eine Reihe weiterer Maßnahmen wie Kontaktaufnahmesperre, Postkontrolle, Reiseverbot und Stadtarrest (teilweise mit Hausarrest) gegen ihn. Die Zersetzungsmaßnahmen des MfS gipfelten in einer „Disziplinierungsmaßnahme“, Dümmel wurde am 18. Juli 1985 für 24 Stunden in Gera in Untersuchungshaft genommen und kam unter Auflagen wieder frei. 1988 erfolge der Freikauf durch die Bundesrepublik. Daraufhin nahm er ein Rhetorik- und Germanistik-Studium in Tübingen auf, 1996 folgte seine Promotion. Zudem leitete er von 1993 bis 2003 verschiedene Forschungsprojekte zur Staatssicherheit und war Lehrbeauftragter an der Universität Tübingen. 1997 folgte der Wechsel in die politische Erwachsenenbildung. Dümmel ist Mitglied des Autorenkreis der Bundesrepublik Deutschland und des internationalen P.E.N. Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland (Exil-P.E.N.).