Zeitzeuge

Gottfried Bretschneider

Bonn, Nordrhein-Westfalen
* 1929
† 2011

Der politische Druck wurde immer stärker, man versprach mir den Himmel auf Erden, wenn ich in die SED eintreten würde.

Themen
  • politische Haft
  • Flucht/Fluchthilfe
  • verstorbene Zeitzeugen

Biografisches

1929 in Oelsnitz (Vogtland) geboren
1945 Verhaftung wegen angeblicher Spionage und Verdachts auf Mitgliedschaft in Werwolf-Gruppen
viereinhalbjährige Inhaftierung im sowjetischen Speziallager Nr. 2 Buchenwald, in der Untersuchungshaftanstalt Zwickau und im Speziallager Nr. 1 Mühlberg
1956 Flucht nach West-Berlin
1956 Mitglied der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS)
seit 1990 Mitarbeit in der Initiativgruppe Buchenwald 1945-1950 e. V.
seit 1997 Mitarbeiter der Stiftung für ehemalige politische Häftlinge in Bonn

Gottfried Bretschneider ist leider am 03.12.2011 verstorben.

Kurzbeschreibung

Nach meiner Entlassung aus dem Speziallager Buchenwald bin ich nach 1.616 Tagen Haft in meine Heimatstadt Oelsnitz (Vogtland) zurückgekehrt. 1945 wurde ich wegen angeblicher Spionagetätigkeit und angeblicher Mitgliedschaft in einer Werwolf-Gruppe verhaftet. Die ersten 71 Tage verbrachte ich in einem Keller der sowjetischen Geheimpolizei (GPU) in meinem Heimatort. Im Anschluss verlegte man mich in die Untersuchungshaftanstalt Zwickau. Am 27. November 1945 kam ich in das Speziallager Nr. 1 Mühlberg. Auf diesem Transport traf ich meinen Vater, der, wie ich erfuhr, ebenfalls verhaftet worden war. Im Speziallager absolvierte ich eine Ausbildung als Schuhmacher, die ich nach meiner Verlegung nach Buchenwald 1950 auch dort fortsetzen konnte.
Nach meiner Entlassung war ich als Bademeister im örtlichen Schwimmbad tätig. Ich legte im Laufe der Jahre, nach zahlreichen Lehrgängen in Dresden und Chemnitz, die Prüfung als „staatlich geprüfter Schwimmmeister und Schwimmlehrer“ ab. 1956, eine Woche vor Ostern, sollte ich in Chemnitz wieder einen Lehrgang für Sporttaucher abhalten. Ich nutzte die Gelegenheit zur Flucht nach West-Berlin.
1997 besuchte ich wegen meines Vaters, der 1947 leider in Speziallager Nr. 7 Sachsenhausen verstorben war, die Stiftung für ehemalige politische Häftlinge in Bonn. Seitdem engagiere ich mich dort.