Zeitzeuge

Dr. Martin Böttger

Chemnitz, Sachsen
* 1947

Für Frieden und die Verwirklichung der Menschenrechte!

Themen
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • Parteien
  • Medien
  • politische Haft
  • Kirche
  • historische Aufarbeitung

Biografisches

1947 in Frankenheim geboren, als Sohn eines Pfarrers
1965-1970 Physikstudium an der TU Dresden
1972 kirchliche Friedensbewegung
1982 Promotion
1985 Mitbegründer der "Initiative Frieden und Menschenrechte" (IFM)
1989 Neues Forum
1990 Bündnis 90/Die Grünen
1990-1994 Landtagsabgeordneter in Sachsen
2001-2010 Leiter der Chemnitzer Außenstelle des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR
heute Vorstandsvorsitzender des Martin-Luther-King-Zentrums in Werdau

Kurzbeschreibung

Martin Böttger engagierte sich frühzeitig in Friedens- und Menschenrechtsgruppen in der DDR. Er arbeitete eng mit der evangelischen Kirche zusammen und gehörte lange dem Kirchenrat seiner Gemeinde an. 1970 verweigerte der Physiker den Waffendienst, später wurde er Mitinitiator der jährlichen Friedensseminare ehemaliger Bausoldaten. Nach seiner Teilnahme an 1. Mai-Demonstrationen in den 1970er- und 1980er-Jahren mittels selbst angefertigter Transparente wurde er jeweils für einen Tag inhaftiert. Nach einer symbolischen Friedensaktion am 1. September 1983 vor der sowjetischen und der US-amerikanischen Botschaft geriet er in Untersuchungshaft und wurde zwei Wochen später aufgrund der Intervention bundesdeutscher Parteien entlassen. Darüber hinaus beteiligte sich der Bürgerrechtler als Herausgeber und Mitvertreiber an verschiedenen Samisdatzeitschriften. Mitte der 1980er-Jahre gehörte er zu den Mitbegründern der "Initiative Frieden und Menschenrechte" (IFM) und war 1989 Mitinitiator des Neuen Forums.
Von 2001 bis 2010 leitete er die Außenstelle Chemnitz des Bundesbeauftragten für die MfS-Unterlagen.

Videointerview

Martin Böttger spricht über sein Spiel "Bürokratopoly".
Ein Film des DDR Museums.

"Bürokratopoly  Ein Lehrspiel aus der DDR"

In den 1980er-Jahren entwickelte Martin Böttger ein Spiel, mit dem er den SED-Staat aufs Korn genommen hat. Anders als bei "Monopoly" geht es nicht um Geld, sondern um Macht. Ziel ist es, den Posten des SED-Generalsekretärs zu bekommen – Meuterei, Wahlbetrug, Vetternwirtschaft, alles ist erlaubt. Das Spiel verbreitete sich rasch im politischen Untergrund der DDR. Mehr als 30 Jahre später haben Pädagogen, Historiker und Spieleexperten vom DDR Museum und von Capito es neu aufbereitet und für den Schulkontext optimiert. Den Lehrern steht mit Videos, Arbeitsblättern und Originaldokumenten umfassendes Zusatzmaterial zum Einsatz im Schulunterricht zur Verfügung. Die Bundesstiftung Aufarbeitung hat das Projekt gefördert. Sie können es hier bestellen.
Weitere Informationen liefert die Internetseite www.buerokratopoly.de.

Bericht

Beitrag über den Chemnitzer Kasberg in der Zeitschrift "HORCH UND GUCK", Heft 75, 01/2012.
 

Unterrichtsmodule

Die Unterrichtsmodule zu den Themen "Bürgerrechtsbewegung", "Hafterfahrungen" und "Kirche" sowie "Medien" und "Parteien" beinhalten Anregungen zur Vor- und Nachbereitung von thematischen Zeitzeugengesprächen im Unterricht und für eine Begegnung mit Martin Böttger. Die Module "Arbeit am Begriff Zeitzeuge“ und "Zeitzeugenbegegnungen" können in der Vor- und Nachbereitung der jeweiligen Unterrichtseinheiten zum Einsatz kommen.