Zeitzeuge

Gabriel Berger

Berlin, Berlin
* 1944

Ein Jahr politische Haft war kein zu hoher Preis für die Freiheit, die ich noch vor dem Fall der Mauer, 1977 bis 1989, in der Bundesrepublik Deutschland genießen konnte.

Themen
  • politische Haft
  • Staatssicherheit
  • Ausreise/Ausbürgerung
Sprache
  • Englisch
  • Russisch
  • Polnisch

Biografisches

1944 geboren in Valence (Frankreich) in einer polnisch-jüdischen Familie unter deutscher Besatzung
1946-1948 Leben mit Eltern in Antwerpen (Belgien)
1948-1957 Leben mit Eltern in Wroclaw (Polen)
1957-1977 Leben in der DDR
1962 Abitur in Markkleeberg bei Leipzig
1963-1967 Diplom-Physikstudium an der Technischen Universität (TU) Dresden
1967 Antrag auf Entlassung aus der DDR-Staatsbürgerschaft
1968-1969 Militärdienst in der Nationalen Volksarmee
1969-1976 Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Kern­forschung (ZfK) Rossendorf bei Dresden
1975 Antrag auf Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland
1976 Verhaftung und Verurteilung zu einem Jahr Haft wegen "Staatsverleumdung"
1977 Übersiedlung nach West-Berlin
1979-1981 Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Kerntechnik der TU Berlin
1981-1983 Tätigkeit als Journalist, unter anderem als Berichterstatter aus Polen über "Solidarnosc", Philosophie-Studium an der TU Berlin
1984-2014 Tätigkeit als IT-Trainer in Festanstellung und freiberuflicher Buchautor
2007 Eintritt in den Ruhestand, weiterhin Tätigkeit als IT-Trainer, Buchautor - Lesungen und Kontakte zu jüdischen Organisationen in Deutschland und Polen

Weitere Informationen finden Sie unter www.gabriel-berger.de.

 

Veröffentlichungen (Auswahl)

Gabriel Berger: Allein gegen die DDR-Diktatur. Bespitzelt vom Ministerium für Staatssicherheit im Osten und Westen (1968 – 1989), Lichtig Verlag Berlin, 2019.

Gabriel Berger: Von Helden und Versagern (Erzählungen)", Trafo Verlag Berlin, 2009.

Gabriel Berger: Ich protestiere also bin ich. Erinnerungen eines Unangepassten", Trafo Verlag Berlin, 2008.

Gabriel Berger: Mir langt's, ich gehe. Der Lebensweg eines DDR-Atomphysikers von Anpassung zur Aufruhr, Herder Verlag Freiburg, 1988.

Kurzbeschreibung

Da ich in einer jüdischen Familie geboren wurde, war ich mit den Gräueltaten von Nationalsozialismus und Holocaust seit frühester Kindheit vertraut. Im Elternhaus wurde ich im kommunistischen Sinne erzogen. Doch schon 1967, nach zehn Jahren des Lebens in der DDR, bemühte ich mich, die DDR-Staatsbürgerschaft abzulegen - ohne Erfolg. 1968 war ich ein begeisterter Anhänger des tschechoslowakischen Reformkurses, für den ich auch als Soldat der Nationalen Volksarmee warb. Nach dem Abschluss der KSZE-Schlussakte von Helsinki stellte ich 1975 den Antrag auf Übersiedlung in die Bundesrepublik, der abgelehnt wurde. Daraufhin demonstrierte ich öffentlich meine ablehnende Haltung zur SED-Diktatur, was 1976 zu meiner Verhaftung führte. Nach einem Jahr Haft konnte ich die DDR verlassen.
In West-Berlin beteiligte ich mich aktiv an der Aufklärung über die Verhältnisse in der DDR, nahm zum Beispiel als Referent am Bahro-Kongress teil und veröffentlichte einen Beitrag über Nazis in DDR-Gefängnissen. 1981 reiste ich als Sonderkorrespondent der "Welt" nach Polen, um über die "Solidarnosc" zu berichten. Nach Ausrufung des Kriegszustandes in Polen war ich Mitgründer der polnischen Gruppe der "Solidarnosc" in West-Berlin sowie Mitgestalter einiger Ausstellungen über die "Solidarnosc". In meinen Büchern setze ich mich vorwiegend mit der Vergangenheit in der DDR und in Polen auseinander sowie mit dem belasteten Verhältnis zwischen Polen und Juden.

Gabriel Berger über seine Kindheit, das Leben in der DDR und seine Verhaftung.

Bericht

"Am Ende Staatsfeind" - Gabriel Berger über Denunziationen durch Mitgefangene nach seiner Haftentlassung, Spiegel, 21.8.1978

Video

Gabriel Berger im Interview über seine politische Haft.