Zeitzeuge

Detlef Berg

Hamburg, Hamburg
* 1955

Wohl nur der, der Unterdrückung und politische Haft erlebt hat, kann würdigen, was Freiheit bedeutet.

Themen
  • politische Haft
  • Freikauf

Biografisches

1955 in Klitten/Oberlausitz geboren
1971 keine Erlaubnis zum Abitur
1974 Abschluss der Berufsausbildung zum Maschinen- und Anlagenmonteur mit Abitur in Dresden
1974 Grundwehrdienst in Dresden
1980 Abschluss des Wirtschaftsrecht-Studiums an der Universität Leipzig
1980 Justitiar bei Jugendtourist, dem Jugendreisebüro der Freien Deutschen Jugend (FDJ), in Ost-Berlin
1981 erfolgloser Anwerbeversuch für eine hauptamtliche Tätigkeit beim Ministerium für Staatssicherheit, Verlust des Arbeitsplatzes und Rückkehr nach Dresden, verschiedene Aushilfstätigkeiten
1983 Ausreiseantrag, Verhaftung und Verurteilung zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft wegen der Antragstellung
1983-1985 Haft in Brandenburg-Görden
1985 Freikauf durch die Bundesregierung
1985 Aufnahme eines Studiums an der Hochschule der Bundesanstalt für Arbeit in Mannheim
1988 Arbeitsberater im Arbeitsamt Göttingen, verbunden mit Tätigkeiten in den benachbarten Ämtern im Beitrittsgebiet
1990-1997 Arbeitsberater für akademische Berufe in Rostock
1997-2018 Berufsberater für Abiturienten und Hochschüler im Arbeitsamt Hamburg
2018 Eintritt in den Ruhestand
bis heute nebenberuflich als Journalist und Referent tätig (Themenschwerpunkte: DDR, Reisen und Genuss weltweit sowie Fragen der Berufs- und Studienwahl)

Kurzbeschreibung

Ich bin meinen Eltern und Lehrern sehr dankbar, die mir immer einen kritischen Blick auf den realen Sozialismus ermöglicht haben. Später wurde mir der Zugang zum Abitur verweigert, da mein Vater als Ingenieur zur sogenannten Intelligenz gehörte. Nur in Kombination mit einer Berufsausbildung konnte ich die Hochschulreife erwerben. Die Erfahrungen mit den Arbeitern im Betrieb möchte ich aber nicht missen – sie waren prägend.
Schon während des Studiums war ich als ehrenamtlicher Reiseleiter tätig und konnte die sozialistischen Länder kennenlernen. Da das Reisen zu meinen wichtigsten Interessen gehörte, habe ich nach dem Studium bei Jugendtourist gearbeitet.
Nach dem abgelehnten Anwerbeversuch durch die Staatssicherheit hatte ich keinerlei Perspektiven mehr in der DDR und entschloss mich deshalb dazu, einen Ausreiseantrag zu stellen. Zusammen mit meiner Mutter, die den Ausreiseantrag mit unterzeichnet hatte, wurde ich inhaftiert, zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt und nach 15 Monaten von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft.
Beruflich musste ich mich völlig neu orientieren und entschied mich für ein Verwaltungsstudium beim Arbeitsamt in Mannheim. Danach war ich in verschiedenen Funktionen bei der Arbeitsverwaltung in Hannover, Göttingen, Rostock und Hamburg tätig.