Zeitzeuge

Ingrid Bahß

Köln, Nordrhein-Westfalen
* 1949

"Die DDR-Bürger B. Dietrich und B. Ingrid vertreten eine feindliche politische Grundeinstellung zur sozialist. Gesellschaftsordnung in der DDR ..."

Themen
  • Kunst/Kultur/Literatur
  • Grenzerfahrungen
  • Staatssicherheit
  • Ausreise/Ausbürgerung


"... Sie organisieren mittels „Ausstellungen“ und „Lesungen“ sogen. „Künstler“ in ihren Privaträumen politische Untergrundtätigkeit …", Auszug aus der Stasi-Akte/Beschluss über das Anlegen des Operativen Vorgangs „Spektrum“.

Historisches Foto: BStU-Kopie MfS Mgdb.AOP 1889/85 Bd.4

Biografisches

1949 in Werben (Elbe) geboren
1964-1968 Besuch der Erweiterten Oberschule Seehausen (Altmark)
1968-1972 Lehramtsstudium Russisch und Deutsch
1972 Exmatrikulation
1972-1983 Beschäftigungen im Schulhort, im Kulturbund und im Diakonischen Amt Magdeburg
1981 Eröffnung der privaten Wohnungsgalerie
1983 Ausweisung aus der DDR
1986-1993 Mitglied im Bundesverband der Arbeiterfotografen
seit 1992 Arbeit an eigenen Fotovorhaben

Weitere Informationen finden Sie hier: www.bahss.de.
 

Veröffentlichung

Yvonne Fiedler: Kunst im Korridor. Private Galerien in der DDR zwischen Autonomie und Illegalität. Ch.Links Verlag Berlin 2013.

Kurzbeschreibung

Ingrid Bahß wurde 1949 als Kind eines Großbauern geboren. Die väterliche Verweigerung gegenüber der sozialistischen Gesellschaft prägte sie. Ihre erste Übung in Mut war die gemeinsame Schweigeminute in der Schule nach der Ermordung John  F. Kennedys. Während der Oberschulzeit erlebte sie Widersprüche und gesellschaftliche Ungereimtheiten und suchte Orientierung in Literatur und Musik. Während des Lehramtsstudiums holte sich Ingrid Bahß Antworten auf Fragestellungen in der katholischen und evangelischen Studentengemeinde. Im "Weinstudio Grün Rot" wurde sie in die Künstlerszene aufgenommen. Nach mehreren Disziplinarverfahren als bekennende Christin wurde sie 1972 exmatrikuliert. 1981 eröffnete Ingrid Bahß eine private Galerie in ihrer Wohnung in Magdeburg – ein Treffpunkt für offene Gespräche, kontroverse Diskussionen zu gesellschaftlichen und kulturellen Fragen. Der Hunger nach Antworten trieb die Besucher in die Galerie. Die bittere Folge war, dass Familie Bahß Ende 1983 ausgewiesen wurde. Seitdem lebt Ingrid Bahß mit Familie in Köln. Im Mittelpunkt ihres Lebens stehen auch hier die eigenen Fotovorhaben, Literatur, Kunst, Musik. Seit 1971 haben 44 Inoffizielle Mitarbeiter (IMs) über das Leben in Magdeburg und Köln berichtet. Nach dem Mauerfall begegneten Bekannte den Eheleuten Bahß mit Schweigen, die Stasi hatte das Gerücht verbreitet, dass die Eheleute Bahß im Westen für sie arbeiten.
 

Auswahl an Themen für Zeitzeugengespräche

private illegale Ausstellungen,  Ausweisung, ungewollter Abschied, erste West-Erfahrungen, Begegnungen mit Familie, Freunden und IMs nach der Wende, Mut in der DDR/Mut im vereinten Deutschland