Zeitzeuge

Thomas Auerbach

Clenze, Mecklenburg-Vorpommern
* 1947
† 2020

Opposition in der DDR hat auch Spaß gemacht. Wir haben diskutiert, gefeiert, gegessen, getrunken, miteinander gelebt.

Themen
  • Parteien
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • politische Haft
  • historische Aufarbeitung
  • verstorbene Zeitzeugen
  • Ausreise/Ausbürgerung

Biografisches

1947
geboren in Leipzig
1964-1970 Lehre als Elektromonteur und Ausbildung zum Diakon
1970er-Jahre Religionspädagoge und Diplom-Sozialpädagoge
ab 1971 Leiter der Offenen Jugendarbeit in der Gemeinde Jena-Mitte
1975 Eintritt in die Blockpartei CDU, später Ausschluss wegen „parteischädigenden Verhaltens“
1976 Verhaftung wegen Organisation von Protesten gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann
1978-1993 Tätigkeit als Jugendleiter, Religionslehrer und Referent für politische Erwachsenenbildung am Gesamtdeutschen Institut in West-Berlin
1978-1989 Ausbildungen und Studium der Erziehungswissenschaften an der Freien Universität Berlin
seit 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Bildung und Forschung bei der Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU)
2000 Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz
2006 Leiter der Außenstelle Schwerin der BStU
2009 freier wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Bildung und Forschung der BStU

Thomas Auerbach ist leider am 04.06.2020 verstorben.
 

Veröffentlichungen

Kurzbeschreibung

Thomas Auerbach engagierte sich seit den 1960er-Jahren in der kirchlichen Jugendarbeit. Nachdem er den Wehrdienst verweigerte, absolvierte er eine Ausbildung zum Diakon in Eisenach. Als Stadtjugendwart der Evangelischen Kirchengemeinde Jena unterstützte er kritisch denkende Jugendliche. Sein Engagement löste zunehmend Konflikte mit der SED und der Kirchenleitung aus. Als er zu Protesten gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns aufrief, wurde er festgenommen. Nach einer einjährigen Haftstrafe folgte 1977 die Ausbürgerung. In West-Berlin arbeitete er als Lehrer, Jugendleiter und Referent für politische Erwachsenenbildung am Gesamtdeutschen Institut. Er unterstützte weiterhin aktiv die DDR-Opposition. Er wirkte in der blockübergreifenden Friedensbewegung mit und beteiligte sich an heimlichen Treffen mit Regimekritikern aus der CSSR und Polen. Zudem entwickelte er in der „Arbeitsgruppe Berlin- und Deutschlandpolitik“ Vorschläge für eine europäische Lösung zur Überwindung der deutschen Teilung. In Dezember 1989 kehrte er in die DDR zurück, um aktiv an den revolutionären Ereignissen teilzuhaben. Er wirkte an der Besetzung der MfS-Bezirksverwaltung sowie der Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in Gera mit. Seit 1993 forschte Auerbach als wissenschaftlicher Mitarbeiter der BStU über die Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Berichtserstattung in den Medien

Artikel von Thomas Auerbach in der Welt vom 15. Dezember 2011: "Geburt des Rechtsextremismus im Stasi-Elternhaus"