Zeitzeuge

Johannes Albrecht

Meißen, Sachsen
* 1963

Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute! (Bibel, Römer 12,21)

Themen
  • Kirche
  • Runder Tisch
  • Mauerfall 9. November 1989
  • Bildung/Erziehung
  • Umbruchserfahrungen seit 1989/90

Biografisches

1963 geboren in Reichenbach bei Görlitz, Eltern leiteten Heime in der Diakonie
1969-1979 Besuch einer Polytechnischen Oberschule in Bautzen, Besuch der Christenlehre und des Kindersingkreises
1977 Konfirmation, danach Besuch der Jungen Gemeinde
1979 Lehre zum Instandhaltungsmechaniker in der Wasserwirtschaft in Zwickau (Abschluss 1981), ehrenamtliche Mitarbeit in der kirchlichen Jugendarbeit, Mitarbeiterschulungen
1982-1983 Freiwilliges Soziales Jahr in der Evangelischen Jugend Meißen, Mitgestaltung des Friedensseminars Meißen
1983-1987 Diakonenschüler in Moritzburg (heute Studium der Religionspädagogik)
1986 Hochzeit mit Sibylle Albrecht, heute fünf Kinder, ein Pflegekind und ein Enkelkind
1987 erste Stelle in der Johannis-Kirchgemeinde Plauen (Kinder- und Jugendarbeit, Christenlehre, später Religionsunterricht)
Mai bis November 1989 Bausoldat in Merseburg (und Schwarzheide), danach Zivildienst in Plauen bis April 1990
1990 Teilnahme am "Runden Tisch Jugend" in Plauen, Mitgründer des Stadtjugendrings Plauen, Engagement in kirchlicher und städtischer Jugendarbeit in den "wilden Aufbaujahren"
1990 Anerkennung des Moritzburger Abschlusses als Religionspädagoge (FH) und Zuerkennung der Allgemeinen Hochschulreife
1993 Wechsel nach Meißen, Bezirksjugendwart der Evangelischen Jugend, Vorsitzender des Kreisjugendrings Meißen, Mitglied im Jugendhilfeausschuss des Landkreises Meißen, seitdem Mitglied und Vorstand in verschiedenen Vereinen
2005 Gemeindediakon in der Sankt Afra Gemeinde Meißen
2005-2008 Abendstudium zum Verwaltungsbetriebswirt (VWA) in Dresden
2009 Mitarbeit bei Veranstaltungen zum 20. Jubiläum der Friedlichen Revolution
2015 Wechsel zur Diakonie Meißen, allgemeine Sozialberatung

Kurzbeschreibung

Am Anfang war eine behütete Kindheit. Aber bald wurde klar, dass sich christliches Engagement und Staatsdoktrin nicht miteinander vertragen. Wer nicht für den Staat war, war automatisch dagegen, Zwischentöne gab es nicht. Entweder man engagierte sich für den "Aufbau des Sozialismus" oder man war ein Staatsfeind. Zunächst habe ich das gar nicht verstanden. Ich wollte etwas für Menschen und Meinungsbildung tun, aber die Meinung war vorgegeben. Das passte mir nicht. Ich wollte kein Staatsfeind sein, sondern meine eigenen Gedanken denken und danach handeln dürfen! Schon war ich ein "Unangepasster". Ich habe gelernt, eine eigene Meinung zu haben, sie sachlich zu vertreten und genau zu prüfen, wo Widerstand oder Kompromiss die bessere Lösung sind. Ich habe gelernt, auf mein Gewissen zu hören, mich nicht unbedacht auf Mehrheitsmeinungen zu verlassen und auch, dass Selbstbewusstsein wichtig ist, aber man schauen muss, wie es dem anderen geht.
Die DDR hatte Angst vor den Andersdenkenden: Was nicht in ihr Schema passte, wurde bekämpft. Viele Menschen haben dieses Schwarz-Weiß-Denken verinnerlicht und kommen in unserer komplexen, interessanten, manchmal unübersichtlichen Welt nicht davon los. So entstehen radikale Meinungen - eigentlich oft aus Angst, die Welt nicht mehr zu durchschauen. Meine Frage: Wie können wir den Leuten helfen, dass sie mutig, gespannt, interessiert, angstüberwindend Neues an sich heran lassen und diese Haltung als Gewinn erleben?