Zeitzeuge

Falko Vogt

Fürstenwalde, Brandenburg
* 1962

Ich glaube an die Unantastbarkeit und die Würde jedes einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde ...

Themen
  • Staatssicherheit
  • Grenzerfahrungen
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • Heimerfahrungen
  • Flucht/Fluchthilfe

... Ich verspreche, jedem Angriff auf die Freiheit und der Tyrannei Widerstand zu leisten, wo auch immer sie auftreten mögen. (Declaration of Freedom)

Biografisches

1962 geboren in Bad Saarow als Sohn einer Deutschen und eines algerischen Gastarbeiters (Vater und Sohn haben sich nie kennengelernt)
1975-1977 Spezialkinderheim Groß Leuthen
1977-1979 Jugendwerkhof "August Bebel" in Burg bei Magdeburg
1979 Rückkehr nach Fürstenwalde (Spree)
1980 Flucht über die Mauer nach West-Berlin
1981 Ehrenmitglied der "Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte" (IGfM), Strafanzeige gegen DDR-Armeegeneral Heinz Hoffmann und Demonstration auf der KSZE-Nachfolgekonferenz in Madrid gegen Menschenrechtsverletzungen in der DDR
1981 zwei Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), die sich als Freunde ausgaben, erhalten den Auftrag zur "Destabilisierung"
1989 Rückkehr nach Fürstenwalde, wo der Bruder im Auftrag des MfS das Gerücht verbreitet hatte, dass er tot sei
1995 Teilnahme am Mauerschützenprozess gegen die früheren DDR-Grenzer, die Marienetta Jirkowsky erschossen hatten
2002-2007 Leben in Spanien
heute Mitglied der "Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft" (UOKG) und engagiert in der politischen Bildung
 

Veröffentlichungen

Stefan Appelius: Wir wollten da raus! Armut als Fluchtmotiv, in: Horch und Guck.

Kurzbeschreibung

Falko Vogt wuchs im brandenburgischen Fürstenwalde auf. Seine alleinstehende Mutter war mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert. Mit 13 Jahren wurde Falko Vogt in ein Spezialkinderheim und anschließend in einen Jugendwerkhof gebracht. Als er 18 Jahre alt war, entschloss er sich zusammen mit seiner guten Freundin Marienetta Jirkowsky und deren Freund in den Westen zu fliehen. Bei dem Fluchtversuch wurde Marienetta Jirkowsky tödlich von den DDR-Grenzern getroffen. Ihr Freund und Falko Vogt schafften es rechtzeitig über die Grenzsperren. Im Westen wurde Falko Vogt mit Aktionen bekannt, in denen er die Menschenrechtsverletzungen in der DDR angeprangerte und einem großen Publikum präsentierte. Zwei Jahre lang versuchte er, seiner Verlobten zur Flucht in den Westen zu helfen. Erfolglos. Erst nach dem Fall der Mauer erfuhr er, dass zahlreiche Inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit auf ihn angesetzt waren – in der DDR und in der Bundesrepublik. Im Operativen Vorgang „Trotzkopf“ gelang es ihnen, die Beziehung des Paars zu unterbinden. Jahre später erfolgt der Freispruch der DDR-Grenzer bei den „Mauerschützenprozessen“. Dies und die Teilnahme an den Verfahren belasteten Falko Vogt sehr. Er verlegte seinen Lebensmittelpunkt zunächst nach Spanien und lebt seit einigen Jahren wieder in Fürstenwalde.

Zeitzeugengespräche mit Falko Vogt werden nur im Tandem gemeinsam mit Prof. Dr. Stefan Appelius angeboten. Zur Vor- und Nachbereitung des Gesprächs werden didaktische Materialien bereitgestellt.

Animationsfilm

"Und da stand sie auf einmal, die Leiter. Das war Schicksal." Falko Vogt erzählt von den Beweggründen zur Flucht. Eindringlich beschreibt er, was an diesem Novembertag passierte, wie spontan die Entscheidung fiel und wie knapp sie für Marienetta scheiterte. Und wir erfahren etwas über die Bemühungen der Staatssicherheit, den Vorfall zu vertuschen. Animationsfilm von Die Kulturingenieure, gefördert von der Bundesstiftung Aufarbeitung, 2014.

Berichte

"Marienettas verschollene Bilder" - Nach dem Tod von Marienetta Jirkowsky wollte die Staatssicherheit verhindern, dass Fotos von ihr in den Westen gelangten. Erinnerungsstücke bei Freunden und Bekannten wurden beschlagnahmt. Jetzt sind die Fotos in den Stasi-Unterlagen wieder aufgetaucht. Stefan Appelius, Spiegel Online, Eines Tages, Oktober 2010.

"Die zwei Tode der Marienetta Jirkowsky"- Ein Kreuz am Reichstag erinnert an Marienetta Jirkowsky, auch ein Platz soll nach ihr benannt werden. Die Angehörigen wehrten sich und wollten die Benennung verhindern. Stefan Appelius, Spiegel Online, Eines Tages, März 2010.

Biografie von Marienetta Jirkowsky auf www.chronik-der-mauer.de
 

Interview

"Wir müssen raus aus dem Dreck" - Ein Multimedia-Porträt über die Flucht von Falko Vogt auf www.geschichtsreporter.de. Die "Geschichtsreporter_innen" sind eine Jugendredaktion, die vom 29. bis zum 31. Januar 2015 drei Tage lang von der 8. Geschichtsmesse in Suhl berichtete. Live und vor Ort. Die Redaktion wurde technisch und inhaltlich unterstützt von der Kooperative Berlin.

Hier gelangen Sie zum vollständigen Porträt.