Themen
- politische Haft
- historische Aufarbeitung
- Flucht/Fluchthilfe
- Freikauf
Biografisches
1952 in Ost-Berlin geboren
1973 Ablehnung eines Ausreiseantrags
1973 Verhaftung wegen geplanter „Republikflucht“
1974 Verurteilung zu vier Jahren Gefängnis und Inhaftierung im Frauenzuchthaus Hoheneck (Stollberg, Erzgebirge)
1976 Freikauf durch die Bundesrepublik Deutschland
1982 Ausbildung zum Betriebswirt
1990 Finanzbuchhalterin
2003–2008 Leitung einer Informations- und Beratungsstelle für Verfolgte der SED-Diktatur im Sozialverband Deutschland / LV Berlin.
Beendigung der Tätigkeit aus Protest gegen die Beschäftigung eines ehemaligen MfS-Offiziers
2006–2008 Vorstandsmitglied im Frauenkreis der ehemaligen Hoheneckerinnen
2009 Wahl in den Vorstand der "Vereinigung 17. Juni 1953 e. V."
Kurzbeschreibung
Während ihrer Tätigkeit als Restaurantfachfrau in Ost-Berlin lernte Tatjana Sterneberg einen Italiener aus dem Westteil der Stadt kennen, auch er ein Restaurantfachmann. Nach einem Jahr wollten sie heiraten. Sterneberg stellte einen Ausreiseantrag, der abgelehnt wurde. Was sie nicht wusste: Ab sofort überwachte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) sie und ihren Freund unter dem Operativen Vorgang „Hänsel und Gretel“. Unter den Inoffiziellen Mitarbeitern (IMs) war auch ein befreundeter Kollege. Als Sterneberg ahnungslos in eine vom MfS initiierte „Flucht“ einwilligte, wurden sie und ihr Freund 1973 verhaftet. Beide wurden in das Stasi-Untersuchungsgefängnis in Berlin-Pankow, Kissingenstraße, eingeliefert. Nach einem Jahr in Untersuchungshaft wurden beide vor dem Stadtgericht Berlin in der Ost-Berliner Littenstraße angeklagt und zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt. Ihr späterer Ehemann wurde nach Rummelsburg, Sterneberg in das Frauenzuchthaus Hoheneck verbracht, wo ihr u. a. ohne ihr Wissen Psychopharmaka verabreicht wurden. Nach ihrem Freikauf durch die Bundesrepublik Deutschland 1976 zog sie nach West-Berlin. Sie heiratete ihren heute inzwischen verstorbenen Freund und arbeitete wieder in der Gastronomie. Heute berät Sterneberg in der "Vereinigung 17. Juni 1953 e. V." Opfer der SED-Diktatur und engagiert sich in der Aufarbeitung der DDR-Geschichte.
Tatjana Sterneberg berichtet von ihrer Haft in Hoheneck und ihren gesundheitlichen Folgen.
Berichte
"Bilanz DDR-Unrecht" – Tatjana Sterneberg im Video-Interview zur juristischen Aufarbeitung der SED-Diktatur, 17.08.2017.
"Das Leid der Frauen von Hoheneck". Märkische Allgemeine, 12.06.2016.
"DDR-Flüchtlinge und Übersiedler" – Sitzung des Deutschen Bundestages zum Thema "DDR-Altübersiedler und DDR-Flüchtlinge vor Rentenminderung schützen", 12.05.2016.
"Handelseinig. DDR-Zwangsarbeit und die Verantwortung westdeutscher Firmen". Radiofeature, BR2, 03.10.2013.
Hier finden Sie das Manuskript der Sendung vom 03.10.2013 zum Download.
"Republikflucht für die Liebe" – Die Geschichte der Ost-Berlinerin Tatjana Sterneberg. Podcast, BR 2, 30.07.2013.
"Das Leben einer Anderen" – Stasi-Opfer tifft IM. Reportage, ZDF-info, 03.10.2012.
"Ikea will Zwangsarbeit-Vorwürfe aufarbeiten" – Tatjana Sterneberg berichtete im Handelsblatt, wie sie zwischen 1974 und 1976 als Inhaftierte in Hoheneck Bettwäsche für die westdeutschen Firmen Quelle und Neckermann nähen musste. Handelblatt, 25.06.2012.
"Nicht nur Ikea profitierte" – Artikel zu DDR-Häftlingsarbeit. n-tv, 04.05.2012.
"Zwangsarbeiterin für Quelle und Neckermann" – Tatjana Sterneberg im Interview mit dem Handelsblatt, 04.05.2012.
"Die politischen Häftlinge der DDR warten noch auf Antworten von Ikea" – Interview mit Tatjana Sterneberg für die schwedische Internetseite von svt Nyheter, 30.04.2012.
"Der dunkle Ort" – Artikel anlässlich der Veröffentlichung des gleichnamigen Buches über das Frauengefägnis Hoheneck. Chrismon, 14.04.2012.
"Es ist nicht vorbei" – Der Spielfilm aus dem Jahr 2011 erzählt die Geschichte einer ehemaligen Inhaftierten des Frauengefängnisses Hoheneck, die wegen eines Fluchtversuches eingesperrt wurde. 20 Jahre später trifft sie im vereinten Deutschland jenen Arzt wieder, der sie im Gefängnis mit Medikamenten überdosiert hat. Tatjana Sterneberg unterstütze die Arbeiten mit ihren Erinnerungen und Stasi-Unterlagen.
"So litten Gefangene in Hohenschönhausen" – Bericht zur Eröffnung der Ausstellung "Gewalt hinter Gittern" in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. BZ, 15.06.2010.
20. Jahrestag des Mauerfalls: Am 9. November 2009 fand in Berlin eine besondere Mitmach-Aktion statt. Es wurde eine Rieseninstallation nahe dem ehemaligen Mauerverlauf in Form von 2,5 m hohen Dominosteinen gezeigt, die individuell gestaltet waren und dann zu Fall gebracht wurden. Auch Tatjana Sterneberg beteiligte sich und gestaltete zusammen mit anderen ehemaligen Hoheneckerinnen einen Stein zum Thema Freikauf.
"Ärzte im Dienste der Stasi – Verletzung der Schweigepflicht?" – Fernsehbeitrag des Magazins "Kontraste" vom 13.11.2008, in dem auch Tatjana Sterneberg zu Wort kommt.