Zeitzeuge

Prof. Dr. Hans-Peter Schwerg

Pirna, Sachsen
* 1935
† 2020

Es erscheint immer wieder als ein Wunder der Wende, dass der hochgrüstete Ostblock ohne einen einzigen Schuss einfach so weggebrochen ist.

Themen
  • deutsche Einheit
  • Opposition/Bürgerrechtsbewegung
  • verstorbene Zeitzeugen

Biografisches

1935 in Pirna geboren
1953 Abitur an der Rainer-Fetscher-Oberschule in Pirna
1953-1958 Studium der Veterinärmedizin, Humboldt-Universität Berlin
1959-1961 Assistentenstellen in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz)
1961-1990 Tätigkeit in der staatlichen Tierarztpraxis Pirna (Niederlassung in eigener Praxis war seit 1957 nicht mehr möglich)
1991 Referatsleiter im Sächsischen Staatsministerium für Soziales Gesundheit und Familie (SMS)
1994 Kommissarischer Abteilungsleiter (AL) im SMS
1996 bestellt zum AL im SMS
1996 Honorarprofessur der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig
2000 Eintritt in den Ruhestand
2003 Projektleiter im Auftrag der EU, Beitrittsvorbereitung in Polen
2005 Verleihung des Verdienstkreuzes durch den Bundespräsidenten Horst Köhler

Prof. Dr. Hans-Peter Schwerg ist leider 2020 verstorben.

Kurzbeschreibung

Als Teilnehmer der Montagsdemonstrationen in Dresden im Herbst 1989 erkannte ich Anfang November, dass eine Veränderung von der Basis – also von uns selbst – ausgehen muss. Als berufsständische Vertretung der Tierärzte in der DDR bestand die „Gewerkschaftsgruppe Tierärzte” im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB). Wir hatten unter den Tierärzten im Kreis kein SED-Mitglied. Bereits Ende Oktober 1989 forderte ich die Einberufung der Bezirksfachgruppe Tierärzte Dresden und wurde einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt. Am 11. November 1989 gründeten die zahlreichen Vertreter aus den Bezirks- und Kreisverbänden nach ausgiebiger Diskussion den von der SED unabhängigen Fachverband „Veterinärmedizin”, zu dessen Vorsitzendem ich per Handabstimmung ernannt wurde. In dieser Eigenschaft war ich bis zum Ende der DDR im Oktober 1990 Teilnehmer am „Runden Tisch Veterinärmedizin“.
In meiner Zeit als praktischer Tierarzt ohne Bindung an eine Partei war ich Zeuge der Kollektivierung in der Landwirtschaft und wurde 1968 mehrere Monate vom MfS zur Mitarbeit aufgefordert, was ich erfolgreich ablehnen konnte. Generell war ich als Systemkritiker bekannt, meine älteste Tochter erhielt 1984 nach zweijähriger Wartezeit die Ausreiseerlaubnis.