Zeitzeuge

Klaus Schulz-Ladegast

Berlin, Berlin
* 1941

Eine Gesellschaft ist so demokratisch, wie sie zum Dialog fähig ist.

Themen
  • deutsche Einheit
  • politische Haft
  • Bildung/Erziehung
  • historische Aufarbeitung
  • Flucht/Fluchthilfe

Biografisches

geb. 1941
1959 erste Flucht von Ost- nach Westberlin
Juli 1961 Rückkehr zu den Eltern in Ost-Berlin
August 1961 Verhaftung zus. mit dem Vater wegen Spionage für den BND (Bundesnachrichtendienst) und Verurteilung zu 4 Jahren Haft, nach 40 Monaten in der DDR amnestiert
1967 zweite Flucht von Ost- nach West-Berlin über Prag und Wien mit Hilfe von Fluchthelfern
1967-1972 Studium der Germanistik, Mathematik und Politologie
seit 1969 in der politischen Bildungsarbeit aktiv
bis 1991 Bildungsreferent (Thema: Entwicklung in der DDR) im Gesamtdeutschen Institut
1990-1995 Geburt seiner drei Kinder
2005-2007 als Zeitzeuge an seinem ehem. Haftort, heute: Gedenkstätte Hohenschönhausen, engagiert
2006-2009 Reisen nach Sibirien, Recherchen über den GULag und seine Folgen

Intensive Beschäftigung mit den psychischen Folgen politischer Haft in der DDR und transgenerative Übertragung von Traumata

Kurzbeschreibung

In der ersten Phase meines Lebens habe ich den Prozess der Spaltung Deutschlands miterlebt. In Berlin verbrachte ich meine Kindheit und besuchte Schulen im Ost- wie auch im Westteil der Stadt. Mein Vater kämpfte als engagierter Christ gegen diesen Prozess. Er wollte den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik und hat deshalb für den BND gearbeitet. Wir beide wurden am 18. August 1961 verhaftet. Er wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt, ich zu 4 Jahren. Insgesamt habe ich drei Jahre und vier Monate in unterschiedlichen Gefängnissen der DDR verbracht (u.a. in Hohenschönhausen (Berlin), in Rummelsburg, im sächsischen Waldheim und Torgau. Auch nach meiner Flucht in die Bundesrepublik habe ich innerlich die Spaltung Deutschland nie akzeptiert und mich auch von Berufswegen weiter über das Leben der Menschen in der DDR als Teil der deutschen Nation informiert. Ich war davon überzeugt, dass die deutsche Teilung ein gewaltsamer Zustand war, der eines Tages zu Ende sein würde. Daher war die Einheit Deutschlands für mich keine Überraschung. Der Prozess der inneren Einheit beschäftigt mich ebenso, wie mich der Prozess der Teilung Deutschlands beschäftigt hat. Ich freue mich darüber, dass junge Menschen in eine friedlichere Welt hineinwachsen können, als ich sie noch kannte.

Film

"Sag mir, wo Du stehst" - In dem Film begegnen ehemalige Inhaftierte des MfS-Untersuchungsgefängnisses Berlin-Hohenschönhausen früheren Stasi-Vernehmern. Auch Klaus Schulz-Ladegast hat sich diesem Wiedersehen gestellt. Die persönlichen Erinnerungen zeigen, dass die Geschichte viele Facetten hat. Der Dialog zwischen Opfern und Tätern versucht zu verstehen, statt zu verurteilen.

Hier gehts zum Trailer und zu den Ausstrahlungsterminen.

Bericht über eine Filmvorführung mit anschließendem Gespräch im DDR Museum Berlin.

Berichte

"Zweierlei Erinnerung an den Stasi-Knast" - In dem Dokumentarfilm "Sag mir, wo du stehst“ sprechen ehemalige Häftlinge, aber auch ehemalige Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit über ihre Zeit im Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen. Nur selten sitzen Opfer und Täter an einem Tisch. Deutschlandradio Kultur, 19.03.2015.

"Zelle der Angst" - 40 Jahre nach seiner Inhaftierung in Berlin-Hohenschönhausen kehrte Klaus Schulz-Ladesgast an diesen Ort zurück. Der Tagesspiegel, Juli 2009.

"Mein Vater, der Spion" - Klaus Schulz-Ladegast erzählt von seinem Leben in der DDR, von der Arbeit seines Vaters und von ihrem Wiedersehen nach der Haftzeit. Berliner Morgenpost, Juli 2013.