Zeitzeuge

Rainer Schneider

Bonn, Nordrhein-Westfalen
* 1966

"Das mit den Krüppeln werden Sie bereuen!" (DDR-Lehrerin)

Themen
  • Kunst/Kultur/Literatur
  • Mauerfall 9. November 1989
  • Alltagserfahrungen

Biografisches

1966 geboren in Berlin
Besuch der Polytechnischen Oberschule, Lehre, Tätigkeit in diversen Berufen
1988 Gründung eines Kinder- und Jugendtheaters
seit 1992 Weiterbildungen in Kulturmanagement und Multimedia-Storyboarding, Drehbuchautor unter anderem für Sony Pictures
2006 Start des Projekts "Lebenswege"
 

Veröffentlichungen

"Anna. Sehnsucht.", Lebenswege Bd. 1.
"Karin. Glück ohne Ende.", Lebenswege Bd. 2.
"Paul. Das dritte Leben.", Lebenswege Bd. 3.
"1989. Alles auf Anfang.", Lebenswege Bd. 4.
"Chris. Immer weiter.", Lebenswege Bd. 5.

Die Publikationen sind erhältlich als Taschenbuch oder als eBook für Kindle.

Kurzbeschreibung

Krüppel? Nein, es waren keine Krüppel. Es waren behinderte Kinder, die ich zu einer unserer Vorstellungen eingeladen hatte, damit sie mit gleichaltrigen Schulkindern ein gemeinsames Theatererlebnis haben konnten. Denn das war der Sinn meines Stückes. Kinder sollten das jeweilige Anderssein kennenlernen, sollten Vielfalt und Toleranz als Werte begreifen. Es war ein mühsames Unterfangen. Denn alles, was anders aussah, anders dachte und anders leben wollte, wurde in der DDR systematisch bekämpft und ausgegrenzt. Das Erziehungsziel war die "entwickelte sozialistische Persönlichkeit". Das wirkte sich auf den Umgang der Menschen untereinander aus, auf künstlerische Inhalte, auf die Fähigkeit, mit Veränderungen umzugehen. Um dem etwas entgegenzusetzen, hatte ich das Theater gegründet. Kurz vor der ersten Premiere erhielten wir prompt ein Spielverbot. Das Stück sei ein "Aufruf zur Anarchie". Ich habe es als Kompliment genommen. Denn wie heißt es in Herbert Grönemeyers "Kinder an die Macht"? Sie - die Kinder - sind die wahren Anarchisten! Als wir letztlich doch spielen konnten, erlebten wir regelmäßig kleine Wunder. Ob behindert oder nicht behindert, das spielte für die Kinder am Ende der Vorstellungen keine Rolle mehr. Die zitierte Lehrerin allerdings setzte alles daran, um ihre Drohung wahr zu machen. Aus ihrem Umfeld kam nie wieder eine Schulklasse zu uns.

Bericht

Rainer Schneider berichtet von dem Spielverbot für das Kinder- und Jugendtheater und von seiner eigenen Jugend in der DDR. Nach 1990 wurde das Stück mehr als 120 Mal aufgeführt.