Zeitzeuge

Aram Radomski

Berlin, Berlin
* 1963

Wir sind das Volk - nicht ihr.

Themen
  • Medien
  • Grenzerfahrungen
  • politische Haft
  • Mauerfall 9. November 1989

Biografisches

1963 in Neubrandenburg geboren
Ausbildung zum Agrotechniker
1983 Umzug nach Plauen
Februar 1983 Verhaftung und Verurteilung wegen "staatsfeindlicher Hetze"
Umzug nach Leipzig, Ausbildung zum Fotografen
1984 Umzug nach Ost-Berlin und Tätigkeit als freier Fotograf
ab 1985 Mitarbeit im "Theater ohne Namen" (Theater o.N.)
09.10.1989 filmischer Bericht über die Montagsdemonstrationen in Leipzig
ab 1990 freier Mitarbeiter bei Fernsehsendern und Zeitungen
1991 Auszeichnung mit dem Siebenpfeiffer-Preis für journalistisches Engagement gemeinsam mit Siegbert Schefke
1995 Ausbildung zum Multimedia-Manager
Tätigkeit als Fotograf und Grafiker für Theaterprojekte
2002 Gründung und Geschäftsführer der Berlintapete GmbH
2004 Auszeichnung mit dem iF communication design award
2009 Auszeichnung mit dem Bambi in der Kategorie "Stille Helden" gemeinsam mit Siegbert Schefke und Christoph Wonneberger

Kurzbeschreibung

Aram Radomski machte eine Ausbildung zum Agrotechniker und arbeitete zunächst als Hilfsarbeiter im Krankenhaus von Neubrandenburg, später als Handwerker an der Fachschule für Ökonomie in Plauen. Beim Fasching 1983 wurde er in einem Jugendclub zusammengeschlagen und als "Täter" dieser Auseinandersetzung verhaftet. Der 20-Jährige erhielt eine Haftstrafe von 13 Monaten wegen "staatsfeindlicher Hetze". In einem Berufungsverfahren wurde die Strafe auf sechs Monate verringert. Seine Verhaftung war Teil eines Stasi-Zersetzungsplans gegen seinen Vater, den regimekritischen Schriftsteller Gert Neumann. Bereits 1979 versuchte die Staatssicherheit Aram Radomski als Spitzel gegen seinen Vater anzuwerben, der damals 16-Jährige lehnte ab. Im Gefängnis Zeithain bei Riesa traf er andere Jugendliche, die aus politischen Gründen eine Haftstrafe abzusitzen hatten. Während dieser Zeit beschloss er, sich zur Wehr zu setzen. Nach seiner Entlassung ging er nach Leipzig und machte eine Lehre als Fotograf. Kurze Zeit später zog es ihn nach Ost-Berlin, wo er Mitglied der Umweltbibliothek wurde. Dort lernte Aram Radomski den Fotografen Siegbert Schefke kennen. Gemeinsam machten die beiden Filmaufnahmen, die unter anderem die Umweltzerstörung und den Zerfall der historischen Städte in der DDR dokumentierten. Ihre Fotos und Videos wurden in den Westen geschmuggelt und liefen dort über die Fernsehbildschirme. Am 09. Oktober 1989 waren Aram Radomski und Siegbert Schefke in Leipzig. Der Pfarrer Hans-Jürgen Sievers öffnete seinen Kirchturm für sie, gedreht wurden Bilder von der entscheidenden Montagsdemonstration mit mehr als 70.000 DDR-Bürgern. Ulrich Schwarz, Spiegel-Korrespondent in der DDR, schmuggelte die Aufnahmen in den Westen, am selben Abend wurden sie in den Tagesthemen ausgestrahlt.

Videointerviews

Video 1 (oben): Die Deutsche Gesellschaft e. V. hat im Winter 2020/2021 im Rahmen des Projekts "Erinnerung ist Zukunft" ein Interview mit Aram Radomski realisiert. Das Projekt wurde vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gefördert.

Video 2: "Heimlich und illegal" –  Video-Reportagen und Fotos über die Zustände in der DDR: Videoporträt über Siegbert Schefke und Aram Radomski aus dem Jahr 1990. Ein Film von Ulrich Neumann / SFB – ARD.

Interviews

"Wir sind das Volk, nicht ihr" - Interview mit Aram Radomski über den 9. Oktober 1989 im Rahmen des Projekts "Gedächtnis der Nation".

"Ich war der erste, der über die Bornholmer Brücke ging" - Aram Radomski über den 9. November 1989 an der Bornhomer Brücke in Berlin. BZ, 03.11.2014.