Zeitzeuge

Norbert Pfeiffer

Husum, Schleswig-Holstein
* 1947

Die Zahl derer, die das Regime in der DDR unterstützten, war nie höher als dreißig Prozent, in der Regel niedriger. (Valentin Falin)

Themen
  • Flucht/Fluchthilfe
  • Wirtschaft/Landwirtschaft
Sprache
  • Englisch

Biografisches

1947
geboren in Gommern bei Magdeburg und dort auch aufgewachsen
1966 Abitur in Zerbst und parallel Ausbildung zum Maurer
1966-1967 Beschäftigung als Büromechaniker bei der Firma Bürotechnik in Magdeburg
1967-1972 Studium der Regionalwissenschaften Südostasien/Ökonomik der Entwicklungsländer an der Humboldt-Universität Berlin (Diplomarbeit über die Berufsausbildung von Bürgern aus Entwicklungsländern in der DDR)
1970 Heirat
1972-1979 Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter/Arbeitsgruppenleiter in der internationalen Abteilung des Verbandes der Konsumgenossenschaften
1973-1975 Grundwehrdienst bei der Nationalen Volksarmee (NVA) – motorisiertes Schützenregiment 2 in Brandenburg, im letzten Diensthalbjahr als Gefreiter Politstellvertreter einer Kompanie
1974 Eintritt in die SED
1979 Flucht mithilfe der westdeutschen Botschaft aus Äthiopien in die Bundesrepublik Deutschland
1980-1981 Versicherungsvertreter beim Deutschen Ring in Duisburg
1981-1990 Personaldisponent und Niederlassungsleiter bei der Firma Persona Service an verschiedenen Standorten
1982 Nachzug der Ehefrau und der beiden Kinder aus der DDR im Rahmen der Familienzusammenführung
seit 1988 Mitglied in der FDP
1990-2012 Geschäftsführer eines Unternehmens für Personaldienstleistungen mit Sitz in Peine und Hannover
seit 2013 Rentner
bis heute engagiert in den Bereichen Europa und Internationales sowie in der Kommunalpolitik, u. a. als Stadtverordneter in Husum und im Kreisvorstand der FDP in Nordfriesland


Norbert Pfeiffer kann als Zeitzeuge in Berlin, Potsdam und Schleswig-Holstein angefragt werden.

Kurzbeschreibung

Als Kind und Jugendlicher verhielt ich mich gegenüber Autoritäten eher aufsässig. Ich fiel des Öfteren negativ in der Schule auf. Während eines Urlaubs im Harz versuchte ich als 13-Jähriger den Grenzstreifen zu überwinden, um den nahegelegenen westdeutschen Ort Braunlage zu besuchen. Ich wurde von DDR-Grenzsoldaten erwischt, aber die Aktion blieb folgenlos.
Als ich 1967 ein politisches Studium mit dem Schwerpunkt Außenpolitik begann, passte ich meine offizielle Haltung an. Ich verstärkte meine Aktivitäten in der Freien Deutschen Jugend (FDJ), trat aber noch nicht in die SED ein. Das erwies sich für mich als taktischer Fehler: da ich mit dem Abschluss des Studiums zur sogenannten Intelligenz gehörte, war der Zugang zur Partei erschwert. Während meiner Berufstätigkeit ab 1972 intensivierte ich meine gesellschaftlichen Aktivitäten weiter. Auch hier war die Parteimitgliedschaft Voraussetzung für wichtige Ämter und Funktionen. Mit Antritt meines Grundwehrdienstes bei der NVA galt ich wieder als Angehöriger der sogenannten Arbeiterklasse und war keinen Beschränkungen unterworfen. Durch die Unterstützung eines Arbeitskollegen und eines Armeeangehörigen gelang mir hier der Eintritt in die SED. Als ich 1975 im zivilen Leben zurück war, standen mir alle Karrierewege offen. Mir gefiel die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern sehr.
Für mich überraschend schlug 1979 die zuständige Parteileitung meine Delegierung zur Parteihochschule ab 1980 vor und das Zentralkomitee bestätigte dieses Studium. Die Aussicht auf die Parteihochschule und eine anschließende Leitungsfunktion im Binnenhandel bzw. in der Wirtschaftspolitik entsprach nicht meinen Zielvorstellungen. Ich nutzte daher die letztmögliche Auslandsdienstreise zur Flucht in den Westen.