Zeitzeuge

Detlef Hubert Peuker

Braunschweig, Niedersachsen
* 1953

Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.

Themen
  • politische Haft
  • Flucht/Fluchthilfe
  • Freikauf
  • historische Aufarbeitung

Biografisches

1953 geboren in Braunschweig
1954/1955 Übersiedlung in die DDR nach Gera
1960 Umzug nach Jena
1960-1968 Besuch einer Polytechnischen Oberschule (POS) in Jena
1969 Lehre als Betonfacharbeiter
1969 Flucht und Grenzdurchbruch über die Berliner Mauer in der Bernauer Straße
1970 Lehre als Kfz-Mechaniker
seit 1971 Mitglied in der CDU
1973-1974 Grundwehrdienst bei der Bundeswehr
1974 Verwaltungsfachangestellter bei der Stadt Braunschweig
1975 Fluchthelfer bei der Flucht des Bruders in einem präparierten PKW über den Grenzkontrollpunkt Drewitz-Dreilinden in Berlin
1975 Fluchthelfer bei der Flucht der Freundin des Bruders, die am Grenzübergang Marienborn aufflog
1975-1978 Inhaftierung und Verurteilung zu viereinhalb Jahren Zuchthaus wegen „staatsfeindlichem Menschenhandel“ gemäß § 105 Strafgesetzbuch der DDR; Haft in Gera, Rudolstadt und Berlin-Rummelsburg
1978 Entlassung aus der politischen Haft durch Freikauf der Bundesregierung
1978-1982 Fachangestellter bei der Stadt Braunschweig
1978-1983 ehrenamtlicher Richter am Landgericht Braunschweig
seit 1982 selbstständiger Kaufmann
1989 aktiver Unterstützer bei der Auflösung der Stasi-Zentrale in Jena
1990 Gründung des „Vereins ehemaliger DDR-Bürger e. V.“, der 2008 in „Vereinigung Neue Bundesländer e. V.“ umbenannt wurde
seit 2008 Tätigkeit als Zeitzeuge in den Gedenkstätten Bernauer Straße, Berlin-Hohenschönhausen und Deutsche Teilung Marienborn

 

Veröffentlichungen (Auswahl)

„Detlef Hubert Peuker: Ich wurde auf der richtigen Seite der innerdeutschen Grenze geboren“, in: Ines Godazgar (Autorin)/Kai Langer, Birgit Neumann-Becker und Mail Reichel (Hrsg.): Grenzschicksale. Als das grüne Band noch grau war. Verlag Janos Stekovics, 2024, S. 83 ff.

Beitrag von Detlef Hubert Peuker in: Matthias Bath (Hrsg.): Mauerfall. 25 und eine Erinnerung an die Nacht des 9. November 1989. Neuhaus Verlag, 2019, S. 7.

„Detlef Hubertus Peuker. Drei Versuche“, in: Florian Bickmeyer, Jochen Brenner und Stefan Kruecken (Autoren)/Andree Kaiser (Hrsg. und Fotograf): Nur raus hier! 18 Geschichten von der Flucht aus der DDR. 18 Geschichten gegen das Vergessen. Ankerherz Verlag, 2014, S. 70-83.

„D. Hubertus Peuker. Von West nach Ost – eigene Flucht – erste Fluchthilfe – Verhaftung bei der zweiten – Freikauf“, in: Wolfgang Wietzker (Hrsg.): Flucht aus der DDR-Diktatur. 101 Zeitzeugenberichte. Helios-Verlag, 2013, S. 267-270.

Kurzbeschreibung

Die Familie von Detlef Hubert Peuker siedelte Mitte der 1950er-Jahre aus der Bundesrupublik in die DDR über. Während sein Vater in die SED eintrat und als Amtsleiter Karriere machte, eckte Detlef Hubert Peuker schon als Teenager an. Er interessierte sich für die Welt jenseits der Mauer, bemerkte Widersprüche in der staatlichen Propaganda und wurde aufgrund seiner langen Haare, seines Kleidungs- und Musiksstils mehrmals kurzzeitig verhaftet.
Bei einem Berlin-Besuch spähte er ein Haus in der Bernauer Straße aus und flüchte von dort als 16-Jähriger in den Westen. Mitte der 1970er-Jahre gelang es ihm mit Unterstützern, seinen Bruder im Tank eines umgebauten Autos in die Bundesrepublik zu schmuggeln. Beim Versuch, auch der Freundin des Bruders zur Flucht aus der DDR zu verhelfen, wurde Detlef Hubert Peuker verhaftet. Es folgte die Verurteilung zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe, die er u. a. im Gefängnis Berlin-Rummelsburg verbüßte. 1978 kaufte ihn die Bundesrepublik Deutschland aus der Haft frei.
1990 gründet Detlef Hubert Peuker den „Verein ehemaliger DDR-Bürger“, der politisch Verfolgte der SED-Diktatur bei der Rehabilitierung unterstützte. Heute heißt der Zusammenschluss „Vereinigung Neue Bundesländer“ und widmet sich auch der Aufarbeitung und Archivierung von DDR-Zeitdokumenten. Daneben ist Detlef Hubert Peuker seit vielen Jahren als Zeitzeuge für verschiedene Gedenkstätten und Institutionen aktiv.

Videointerview

Im Film „Die Bernauer Straße. Brennpunkt Berliner Mauer“ berichtet Detlef Hubert Peuker ab Minute 24:50 von seiner Flucht über die Berliner Mauer. Dokumentarfilm des RBB in der Reihe „Geheimnisvolle Orte", 15.08.2023.